Keine Frage: Dom Pérignon zählt zu den klingendsten Namen der Champagner-Welt, was auch am Namensgeber liegt, der die Flaschengärung vielleicht nicht erfunden hat – aber sie am schönsten beschrieb: „Kommt, Brüder, ich trinke Sterne!“ Zudem gehört die Marke zum Reich von Moët Hennessy-Louis Vuitton, kurz: LVMH. Für die globale Verbreitung des luxuriösen Getränks ist also gesorgt, sofern es wieder eines gibt. Denn in Epernay werden ausschließlich Jahrgangschampagner gefüllt.
Gibt ein Jahrgang keine ausreichende Qualität von Chardonnay und Pinot Noir her, dann wird dieses Jahr von Vincent Chaperon, dem aktuellen Kellermeister, nicht zu einem Dom Pérignon verarbeitet. Nur dann liegt die „assemblage“ für mindestens acht Jahre auf der Hefe, ehe sie als neuer „Vintage“ in die Bars und Keller dieser Welt hinausgeht. Zum Beispiel in die Wiener Capsule, wo es einen eigenen Verkostraum für die nach Pierre Pérignon benannten Champagner gibt. Es war der ideale Ort, um dem neuen Jahrgang 2013 zu verkosten. Anders als die warmen Jahre, die auch in der Champagne Winzer und „maisons“ Sorgen machen, war das Erntejahr selbst von einem nass-kalten Winter geprägt, viel zu lange blieb es kühl. Erst der September „rettete“ gleichsam die Lese.
Wieder hat sich der Kellermeister für eine nahezu ausgeglichene Assemblage aus Pinot Noir und Chardonnay entschieden. Die Dosage hat Vincent Chaperon mit fünf Gramm recht schlank gehalten. Auch damit wird die Frische dieses Jahrgangs noch unterstrichen. Die äußerst lebhafte Perlage des neuen „Vintage“ hebt praktisch sofort helle – ebenso florale wie kräutrige – Duftnoten an die Nase: Dotterblume, Melisse und auch Gänseblümchen sind präsent. Sie werden von einer feinen Rauchigkeit und leichten buttrigen Note begleitet, die auf das lange Hefelager des 2013ers hinweist. In Sachen Frucht finden sich vor allem weißfleischige Birne und mit mehr Luft auch getrocknete Ananas.
Die cremige, gelbfruchtige Tönung schiebt auch am Gaumen sofort an. Hier sind es Grapefruit-Zesten und auch Marillengeschmack, der aber mehr an die zarte Blüte, denn die saftige Frucht erinnert. Präzise und straff ist das Säuregerüst des Dom Pérignon; die Perlage ist ebenso präsent wie elegant in ihrer Feinheit. Vor allem in den Abgang hinein übernehmen die Zitrusfrüchte das Geschmackszepter. Hier sorgt ein feiner Gerbstoff – wie eben von Limettenzeste bekannt – für einen Akkord, der den Trinkfluss befördert. Endgültig dazu bei trägt die leichte Salzigkeit des Jahrgangschampagners. Sie prägt das Rückaroma des jugendlichen und doch bereits vielschichtigen „Dom“. Komplexität in nuce, könnte man sagen. Oder: Ideal zum Einlagern für alle schönen Momente des Jahres 2028.
Bezugsquelle:
Dom Pérignon, Vintage 2013 kostet EUR 205 beim Webshop Clos19, https://www.clos19.com