Wir nähern uns der Fülle der steirischen Weine, die von der Agrarpromotion (www.weintage.at) im Museumsquartier versammelt wurde, quasi von der Seite. Nicht die „Greatest Hits“ der Steirermen, also Sauvignon blanc und Welschriesling, die 2011 und 2012 recht kräftig ausfielen, interessierten dieses Mal, sondern unerwartete Sorten und Stile.
Es muß nicht alles überall wachsen, aber wir müssen überall alles kosten. Entsprechend neugierig machte der Riesling aus der Steiermark, „mein Hobby“, wie der sympathische Simon Engel (Foto) die Sorte charakterisierte. Wo Vattern noch Kürbisse zog, lässt der Junior auf sechs Hektaren Weine sprießen. Gut ein Sechstel davon ist seiner Hobbysorte gewidmet. Mit einer Rauchnote vom vulkanischen Bodenanteil (der Rest ist Löß) und Steinobst im Duft hat uns der Riesling Selektion schon beim Riechen gefangen. Dass der spät gelesene und mit acht Gramm Zucker relativ süße Wein einen solchen Zug entwickelt, war in dem reifen Jahr (20 KMW – für die Kenner) nicht abzusehen. Doch die Säure ist bestens eingebunden, ganz wie bei Engels klassischem Riesling, der noch knackiger und frisch wirkt und vor allem eine Weingarten-Pfirsichnote wie aus dem Bilderbuch besitzt.
Fredi Ploder-Rosenberg hat eine ganze Reihe an Bio-Weinen, darunter einige der interessantesten Amphoren-Weine des Landes, aufzuwarten. Wer den Kosmos dieses eigenwilligen Winzers ergründen will, tut dies am besten direkt in St. Peter/Ottersbach. Eine gute Einstiegmöglichkeit, auch preislich gesehen, bietet der Chardonnay des Hauses. Cavaillon-Melone und Quitte sind die Assoziationen, die sich zum herb-saftigen Spiel am Gaumen einstellen. Etwas Paprika sorgt für die Pikanz dieses tiefgründigen Morillons, der mit schöner Länge glänzt, ohne sich jemals auf den Alkohol zu verlassen. Selten in diesem heißen Jahr ist die stützende Säure, die bei aller Vollmundigkeit immer im Hintergrund durchschimmert wie ein vom grünen Schutzvorhang verhangenes Baugerüst.
Schaumweine haben in der grünen Mark Tradition auch abseits des Schilcher-Sekts. Seit Jahrzehnten eine Bank in Sachen Sprudel ist die Kellerei Regele in Berghausen. Nur wenn das Jahr und damit die Reife passt, greift man zur Agraffe und füllt die Sektflaschen. Zuletzt ließ man es 2006 im Rüttelpult gären. Degorgiert wurde der Chardonnay-Sekt 2012 und momentan begeistert vor allem die Reife, die die Zeit im Barrique noch unterstützt. Hier hat jemand wirklich Händchen für den idealen Zeitpunkt bewiesen. Wer reifere Champagner schätzt, wird diesen Blanc de Blancs lieben.
Wer nun nach „old Styria“ dürstet, sei auf einen Muskateller verwiesen, der viel Wein für relativ wenig Geld bietet. Karl-Philipp Repolusk, der mittlerweile die Vinifizierung schupft in der Buschenschank der Herzen in Glanz an der Weinstraße, legt 2012 einen mineralisch unterlegten blitzsauberen Wein vor. Mehrfach muss Vater Roland betonen, dass der Gelbe Muskateller „extratrocken“ ist, denn die satte Frucht mit ihrer Reife lässt an einen Zuckerrest im Ausmaß von 4-5 Gramm denken. Nein, es ist tatsächlich reiner Fruchtextrakt, den man mit perfektem Lesezeitpunkt in die Flasche brachte. Ein herbes Finale ergänzt das Frucht-Säure-Spiel und macht den gelbfruchtigen „Kaltenegg“ noch runder.
Bezugsquelle: Weingut Engel, Riesling 2012 bzw. Riesling Selektion „Klöchberg“ 2011, EUR 6 bzw. 7,50 ab Hof, www.engelweine.at
Weingut Ploder-Rosenberg, Morillon „Bio“ 2011, EUR 8,50 ab Hof, www.ploder-rosenberg.at
Weingut Regele, Blanc de Blancs 2006, EUR 22 ab Hof, www.regele.com
Roland und Philipp Repolusk, Gelber Muskateller „Kaltenegg“ 2012, EUR 7,50 ab Hof, www.repolusk.at