Lustig schaut der Michael Edlmoser auf dem Familien-Selfie. Und spielerisch heiter, genau genommen sogar lässig, soll auch die neue Weinlinie sein. Sie beantwortet eine selten gestellte, aber für die heimische Weinwirtschaft und ihren enormen Inlandsabsatz wesentliche Frage: Wie bringen wir neue Konsumenten zum Wein? In Zeiten von Size Zero-Contests bei den Damen und virtuellen Runtastic-Wettläufen samt Sixpack-Exhibitionismus bei den Herren keine leichte Aufgabe. Und die Fachdiskussionen im Altherren-Connaisseur-Zirkel (Marke: „Ist das noch Säure oder schon Mineralität?“) tun ein übriges, um einer hippen Zielgruppe das Getränk, das derlei Nerd-tum nach sich zieht, zu verleiden.
Doch wischen wir den Schaum der Philippika vom Mund, denn der Winzer aus Wien-Mauer hat alles richtig gemacht. „Laesssiger“ präsentiert er die heimischen Hauptsorten – und genau so steht es auch am Etikett. Der Preis ist attraktiv, den Wein gibt es im Supermarkt ums’s Eck‘, die Sorten sind bekannt („Laessiger Grüner Veltliner“ bis „Laessiger Zweigelt“) und die Aufmachung suggeriert „Habt Spaß!“. Die Trauben stammen neben Wien (es gibt auch einen „laessigen“ Gemischten Satz“) auch aus NÖ und dem Burgenland (Blaufränkisch muss natürlich in die Kollektion).
Michael und Viktoria Edlmoser sind also so etwas wie die Kuratoren, die aus Verfügbarkeit, Qualität und Preis des Traubenmaterials das Optimum auswählten. Die Kollektion paßt zum Hipster-Bart, Holzfäller-Hemd und dem Fixie-Fahrrad, das ist unbestritten. Aber, was taugt der Inhalt in der perfekten, zeitgemäßen Form? Dem Herbst gemäß ließen wir uns den aus dem Burgenland stammenden Zweigelt eingießen. Ein wenig schwer haben wir es dem Roten bewußt gemacht, denn er sollte auch ein wenig atmen. Nicht wenige Weine dieser Preisklasse erweisen sich schließlich als Blender, die aromatisch zusammenbrechen, wenn mal die erste Frucht ausgehaucht ist. Also durfte „Mister Laessig“ vier Stunden auf seinen Auftritt warten.
Fruchtiger Tisch-Wein, Italian Style
Der beginnt mit deutlicher Sauerkirsche mit leichtem Marzipan-Ton, auch Amarena-Eis und etwas Brombeere ist zu riechen. Fleisch-Saft wäre eine weitere Assoziation, die am Etikett versprochenen Zwetschken stellen sich mit der Zeit auch ein, man denkt eher an Zwetschkenröster. Saftig und mit zarte Säure beginnt der lässige Zweigelt am Gaumen, ein wenig Vanille und Zimt unterfüttern seine saftige Frucht. Ecken und Kanten sucht man vergeblich, der zarte Gerbstoff gegen Ende sorgt aber für Struktur.
Das ist schon viel Wein für dieses Geld und reiht den Burgenländer mit Wiener Kuratoren-Hilfe in die Riege der hierzulande immer selteneren roten Tisch-Weine im besten Sinne ein. Zwei Gläser zu Mittag gehen hier ohne weiteres, die Fruchtigkeit tut Ragouts, durchaus auch mit Wild, gut. Und, da wir schon immer von Italiens Mittagsroten schwärmen – mit Pasta geht sich das auch richtig gut aus. Lässig!
Bezugsquelle:
Laessiger Wein (Michi und Viktoria Edlmoser), die vier Sorten – Blaufränkisch, Zweigelt, Grüner Veltliner und Gemischter Satz – sind jeweils um EUR 4,99 in den Filialen von Merkur und BILLA erhältlich, www.billa.at