Der Name ist immer noch gewöhnungsbedürftig. Wie ein Dialekt-Wort von Touristen, das vor Ort keiner kennt, klingt die Überschrift „Weine, die schnalzen“, in unseren Ohren. Im Vorjahr stand die erste Selektion dieses Namens in den Filialen von Wein&Co. Auch wenn wir den Ausdruck „der schnalzt“ in Tastings 1993 zum letzten Mal hörten, als man „der hot an Schwoaf“ zu Kostproben sagte: 70.000 verkaufte Flaschen in nur zwei Monaten bedeuten, dass „Schnalzweine“ mit oder ohne zeitgemäßen Namen offenbar ein Hit sind.
Inhaltlich lautet die Vorgabe „leicht zu trinken“, wobei der gute Trinkfluss nicht gleich Banalität heißen darf. Die Challenge für die Winzer ist durchaus groß, denn es sollen in der Tat intensive Weine zum kleinen Tarif sein. Und wenn man schon beim Wünschen war im Zentral-Einkauf, dann bitte auch biologisch oder mit „Nachhaltig Austria“ zertifiziert! Die zweite Serie verspricht dies in Form von 15 weißen und drei roten Weinen, natürlich gibt es auch Rosé.
Wenn allerdings Reinhold Krutzler aus dem Südburgenland einen Wein ins Rennen schickt, der 2020 gelesen wurde, dann kosten wir einfach den. Denn die Basis-Qualität war beim Blaufränkisch-Meister vom Eisenberg immer schon bestechend. Und „Eisenreich“, wie man ihn am Weingut nannte, sollte in keinem Fall ein „Wasserl“ sein. Zumal Krutzler als extrem offener Winzer auch die 10% Merlot angibt, die er zugefügt hat. Unter 15% wird das meist nicht erwähnt, auch das Gesetz nennt das in schönstem Juristisch „bezeichnungsunschädlicher Verschnitt“. Dass man diesem Schnalzwein da ein paar jugendliche Aroma-Schösslinge abgezwickt hat mit der kräftigen Merlot-Schere, vermuten wir noch beim Etiketten-Lesen. Doch Wein-Lesen darf der Winzer, wir trinken!
Nun denn: Der vertraute Sortenduft – bestehend aus säuriger Kirsche mit herber Grundierung und Edelschoko – setzt gleich beim Einschenken ein. Ein pikanter Zug, der auf die Böden des Südburgenlands verweist, findet sich aber auch. Vom reinen Löss-Lehm ist der derlei kaum zu bekommen in der Jugend eines 2020ers. Denn der Duft von Pomodori secchi bietet Säure, Würze und Umami-Noten in einem.
Saftig und säurebetont geht es beim „Eisenreich“ auch am Gaumen weiter. Die Meisterhand Reini Krutzlers und die Prägung durch das Gebiet zeigt sich in einer Eigenheit des jungen Weins: Der Gerbstoff des Eisenbergs, ein wenig an Schwarze Oliven erinnernd, kommt hier nämlich durch. Das trägt zum Trinkanimo bei, verhindert Banalität eines „Einsteiger-Blaufränkisch“ aber genauso wie der Gewürzpaprika, der sich ganz hinten am Gaumen dazu gesellt.
Wer diesen Wein nicht leicht ankühlt, ist selbst schuld, denn dann kommt die Pikanz und Säure langsam auf Touren. Und das passt zu gegrilltem Rind perfekt, auch kurz gebratenes Lamm ist zum pikanten Oliven-Schluck aus dem „Eisenreich“ kein Fehler.
Bezugsquelle:
Weingut Krutzler, Blaufränkisch „Eisenreich“ 2020 ist um EUR 11,95 in den Wein&Co.-Filialen bzw. online erhältlich, www.weinco.at