Dieses Bier paßt zum Silvester gleich aus mehreren Gründen. Wie der Jahreswechsel ist es weltumspannend, etwas Besonderes und rar, es sprudelt wie Sekt aus einer großen Flasche mit Korken und nicht zuletzt verweist es auf das Land, für das sich heuer viel ändern wird dank „Brexit“. Denn zwei der drei Partner, die sich für das „Serpent“ genannte Bier zusammen getan haben, sind in England beheimatet. Da wäre zum einen die im Lake District angesiedelte Thornbridge Brewery. Sie zählt nicht nur zu den bekanntesten Craft Brauereien Großbritanniens, sondern räumt auch reihenweise Preise ab für Bier wie das „Jaipur“, eines der balanciertesten IPAs am Markt.
Die wichtigere Zutat für’s Collaboration Brew mit der nicht minder erfolgreichen, aber jenseits des Atlantiks beheimateten Brooklyn Brewery steuerte aber Tom Oliver bei, der namensgebende Gründer von Oliver’s Ciders bei, dessen Wildhefen mit dem Bier in die Fässer kamen. Bierige Basis war ein Golden Ale nach belgischem Vorbild, an dem sich Fass und Hefen ein Jahr lang abarbeiten durften. Die zweite Gärung in den Bourbon-Fässern von Four Roses sorgte für Aromen, die „sonst nirgends zu erhalten sind“, wie es der legendäre Garrett Oliver, Brooklyn-Brewmaster, im Video zum Bier (auch das gibt’s, nämlich hier) formulierte.
Das im Glas tief orange „Serpent“ erinnert mit seinem säurigen Geruch an Kumquats und Grapefruit. Mehr dem Cider als Bier sind diese Aromen zuzuordnen, da man auch beim Hopfen bewußte wenig Bitterstoffe einbringen wollte. Vollmundig im Antrunk, lassen die Mostäpfel als erstes wieder an Cider denken, doch die Joghurt-Aromatik verändert sich. Viel Orange etwa findet sich im Mittelstück, die Hefe-Note, die man auch von manchen Champagnern kennt, meldet sich im Finish, das auch einen erdigen Nachgeschmack bietet.
Ob man dabei an Geranien oder Hibiskus denkt, ist dem indiviuellen Geschmackssinn geschuldet. Jedenfalls mischt sich auch eine rote Früchte-Tee-Note und etwas Gerbstoff von den Apfel-Schalen des Cider-Gelägers in den Nachtrunk dieses komplexen Biers. Gut versteckt ist auch der Alkohol, der bei knapp unter 10% liegt, das Label nennt 9,5%. Ein Bier, das zweifellos seinen Preis hat, aber auch davon lebt, großzügig mit Freunden geteilt zu werden – und das nicht nur am letzten Tag eines Jahres.
Bezugsquelle:
Thornbridge/Brooklyn Brewery, „Serpent“ ist um EUR 38 (in der 0,75-Liter-Flasche) bei BeerLovers erhältlich, www.beerlovers.at