Alle Jahre wieder…….. kommt nicht nur das Christuskind auf die Erde nieder, sondern auch Alexander Jakabbs Supermarkt-Weinguide in die Buchhandlungen. Zum achten Mal hat er das Angebot der heimischen Ketten durchforstet. Unter 10 Euro mußten die Bouteillen liegen, war das Kriterium, dann wurde verkostet und ausgewertet.
Ehe wir uns dem Sieger zuwenden, vielleicht ein wenig Klärendes zur Thematik Wein und Supermarkt. Denn die Zeiten snobistischen Naserümpfens sind vorbei: Der Porsche Cayenne parkt sich beim Hofer ein, der Bordeauxsammler kauft beim Billa, wenn sich wieder die Schwiegermutter ansagt. Anders lassen sich die beachtlichen Zahlen nicht erklären, die zur „Weinkaufen im Supermarkt 2015“-Präsentation vorgelegt wurden. „70 % der Weine für den Haushalt wurden 2013 über den Lebensmittelhandel verkauft, also zwei von drei Flaschen“, rechnete Pocketguide-Macher Jakabb vor. 55 Mio. Liter heimischer Wein geht so über die Scanner-Kassen der Filialketten von A-deg bis Z-umtobel.
„Das Segment der Weine über 5 Euro pro Flasche hat sich im Lebensmitteleinzelhandel seit 2004 verdoppelt“, legte auch Österr.Weinmarketing-Geschäftsführer Willi Klinger Zahlen vor. Es ist also nicht mehr das unterste Preissegment – in schlechten Erntejahren ohnehin nicht inländisch zu „bespielen“ -, das die Zuwächse bringt. Gut so, denn wie Domäne Wachau-Chef Roman Horvath anläßlich der Auszeichnung seines Hauses (für die besten Weißweine) meinte: „Um dieses Geld sind schon ordentliche Qualitäten möglich, da sind die Produktionskosten des Winzers abgedeckt“.
Goldene Flasche für rote Cuvée
Den Sieger seiner Recherchen, die heuer erstmalig im Pichler-Verlag präsentiert wurden, zeichnet Jakabb mit der „Goldenen Weinflasche“ aus. Für Rotweine ging sie nach Gols, Hans und Hans, Nachname jeweils Nittnaus, nahmen sie als Vater-Sohn-Duo für die Cuvée „Famos“ entgegen. Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet Sauvignon kommt bei den Golsern in die Flasche, die einen fast altmodischen Wein vorlegten. Samtig nannte man das früher einmal, kein Holz stört den Trinkfluss, keine Exotik lenkt ab, 13,5% starker reiner Seewinkler Rotwein, nicht mehr, nicht weniger.
Zunächst ist da der Duft nach Erdbeer-Marmelade, auch reife Kirsche, immer aber eine zarte Vanille im Hintergrund. Mit der Zeit wird die anfängliche Würze, schwarzer Pfeffer vor allem, immer intensiver, der Wein wird „dunkler“ im Duftbild, Lorbeer und schwarze Oliven machen sich bemerkbar. Am Gaumen entwickelt sich der „Famos“ 2013 ähnlich, die runde Art des Beginns, von saftiger Kirchfrucht und wieder deutlicher Vanille getragen, geht in einem runden Mittelstück auf. Das Finale bildet wieder ein würzigerer Zug, vermutlich das Cabernet-Erbe im Blend, das die zarte Säure des Zweigelt mit pfeffrigen Noten ergänzt.
Die folgende Einschätzung ist – abseits vom Guide – als „Trinkprotokoll“-Höchstlob für die Golser Cuvée zu verstehen: Ein schönes Achtel Wein, das man gerne beim Wirten glasweise sehen würde.
Bezugsquelle:
Hans und Christine Nittnaus, Cuvée „Famos“ 2013, ist um EUR 9,99 bei SPAR Gourmet-Filialen bzw im Interspar erhältlich, www.weinwelt.at
Alexander Jakabbs Guide „Weinkaufen im Supermarkt 2015“ ist im Pichler Verlag erschienen und – ähnlich wie die 500 beschriebenen Weine – für unter zehn Euro, nämlich EUR 9,99 erhätlich, http://pichlerverlag.styriabooks.at