Der Weg zum Sortensieger im Südburgenland hat zwei Etappen: Im ersten Durchgang werden die in drei Kategorien eingereichten Weine (75 waren es heuer) von der Fachjury auf eine Shortlist der besten fünf Welschrieslinge und Blaufränkischen reduziert. Die Winzer – und das ist mutig für eine „interne“ Verkostung – sind in der neun-köpfigen Runde übrigens in der Minderheit. Man will bewußt die Außensicht auf das kleinste Weinbau-Gebiet des Burgenlandes. Der Siegerwein wird aus diesen „top Five“ erneut in verdeckter Verkostung ermittelt, bleibt aber geheim. Ein knappes Monat müssen die teilnehmenden Winzer bangen, ehe bei der „Wein-Trophy“-Gala die Sieger bekannt gegeben werden. Heuer servierte das Team des Hannerbergs die Schmankerl zu dieser Art „Oscar-Nacht des Eisenberger Weinbaus“.
Als erster Sieger wurde Thomas Straka (kleines Foto rechts) aus dem Kuvert gezogen, er sicherte sich die Welschriesling-Trophäe. Kräuter-duftig nach Zitronenmelisse und Heublumen, zeigt der 2015er, worauf es in diesem Jahr ankam: 13% Alkohol sprechen für den reifen Jahrgang, die Säure aber sorgt dafür, dass das Wichtigste am oft verkannten „Welsch“ gewahrt bleibt: das Trinkanimo. Saftig ist der Straka-Siegerwein von Anbeginn, gelbe Früchte, eher Pfirsich als der im Duft präsente grüne Apfel, sorgen für die Fruchtigkeit. Zu ihr gesellen sich die erwähnte Säure und im Finish auch noch eine deutliche Kreidenote, die den Abgang trocken gestaltet. Man will mehr davon – den Winzer und seine Gastrokunden wird’s freuen.
Wunscherfüllung beim Wirtshaus-Sproß: Gerald Unger
Zumal – das darf man vorweg nehmen – auch die Preisstruktur bei allen drei Siegerweinen sich wohltuend von anderen Weinbaugebieten abhebt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Blaufränkisch-Sieger, dereinmal mehr bestätigte, das auch die vermeintlich „einfachen“ Weine des Südburgenlands dramatisch von etwas mehr Flaschenreife profitieren. Denn der Eisenberg DAC Klassik, mit dem sich Gerald Unger den Sieg sicherte, stammt aus dem Jahrgang 2013.
Dunkle Frucht-Noten, vor allem Brombeere und fast schwarze Kirschen, zeugen von der Kraft dieses Roten aus Deutsch-Schützen. Am Gaumen ist die Säure immer noch präsent, aber den Ton geben die satten Aromen der Beeren und einer fast an schwarze Olive erinnernde Intensität an. Ab der Mitte wird der Unger-Blaufränkisch immer würze-betonter, im Hall dieses volllmundigen Blaufränkischen vermeint man fast grünen Pfeffer zu spüren. Ungers Wunsch, der am Beginn der Weinbau-Karriere des Wirtshaus-Kinds stand, ging damit offenbar in Erfüllung. „Seit ich Wein mache“, bekannte der Sieger in den Dankesworten (Oscar-like, sagte ich ja!), „wollte ich einen für das Gebiet typischen Wein machen, der Mineralität und Würzigkeit hat“. Das hat der regionale Sortensieger 2013 aus dem Haus Unger definitiv.
Der Jüngste holt die „gereifte“ Kategorie: David Wachter
Während beim Welschriesling nur der aktuelle Jahrgang (2015) zulässig war, konnten bei der „Wein-Trophy“ Blaufränkische aus den Jahren 2014 und 2013 eingereicht werden, bei den Reserven sogar bis 2012 zurück. Der Sieger in der kräftigen BF-Kategorie kam ebenfalls aus Deutsch-Schützen. Die Nachbar-Ortschaft dieser Rotwein-Hochburg auf der ungarischen Seite heißt übrigens Pornóapáti (nur, weil ich gerade die Landkarte zur Hand habe). Aber wir schweifen ab. Denn besonders erfreulich war, dass in der dynamischen Weinszene im Südburgenland bereits der Nachwuchs die im Schnitt ohnehin jugendliche Winzerschaft fordert. So konnte David Wachter die Auszeichnung für den besten Eisenberg DAC Reserve entgegen nehmen. Der Youngster, der aktuell im Weingut Kopfensteiner arbeitet, gewann mit dem 2013er Blaufränkisch Reserve aus der Riede Maria Weinberg.
Vanille, die von den 18 Monaten im Barrique rührt, dazu die fast verhaltene Kirschfrucht und ein deutlicher Anteil schwarzer Pfeffer lassen schon im Duft vermuten, was der Wein mitbringt: Schmelz, Würze und Frische. So kommt es dann auch, während der Blaufränkisch fast kühl beginnt – die 14,4% Alkohol sind gut kaschiert – und mit einer jugendlichen Art auftritt, dreht sich das ab der Mitte. Die Frucht, anfangs säurige Kirsche, wirkt immer dunkler und kräftiger, während parallel eine fast flirrend-lebendige Würzigkeit einsetzt. Ja, kurz wirkt das intensiv wie Paprikapulver. Aktuell fasziniert diese Balance zwischen einer beachtlichen Würze, die in Richtung schwarzer Olivenpaste geht, und der typischen Kirschfruchtigkeit des Wachter’schen Blaufränkisch. Oder wie es Eisenberg DAC-Obmann Mathias Jalits formulierte: „Alle drei Siegerweine sind aussagekräftig für unser Gebiet“. Und wir fügen hinzu: Noch sind sie erhältlich – und das zu kleinem Geld (siehe Notiz zum Reserve-Sieger weiter unten).
Bezugsquellen:
Thomas Straka, Welschriesling 2015 ist um EUR 6 ab Hof oder bei Vinoble erhältlich, www.vinoble.at
Gerald Unger, Eisenberg DAC 2013 ist um EUR 8 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, http://geraldunger.at
Wachter, Eisenberg DAC Reserve „Maria Weinberg“ 2013 ist um EUR 11 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, http://wachterwein.at