Im Trinkprotokoll beschreiben wir gerne fremde Weine (eigene haben wir seit dem Berufswechsel des familieneigenen Weinbauern ja keine – Seufz!). Aber mit fremden Federn schmücken wir uns nicht. Daher sei Gerhard Heczko auch das Copyright am schönen Terminus „Grapefruitjahr“ gegeben. Im Gedankenaustausch über den Jahrgang 2013 kamen wir auf diesen Ausdruck, der das benennt, was hier gerne mit „Fruchtpikanz“ umschrieben wird: Dieses Spiel zwischen reifer Frucht und knackiger Säure, wie es eben die Pink Grapefruit mitbringt, charakterisiert das von Wetterkapriolen geprägte Jahr, dass im Sommer Hitzerekorde einfuhr.
Rainer Christs Familie hat 400 Jahre Winzertradition, der Bisamberg ist sein Hauptgebiet. Der seit heuer DAC-Status besitzende Wiener Gemischte Satz kommt bei ihm mit 12% Alkohol leicht ins Glas. Sesam, gelber Apfel und etwas Marille machen die Duftigkeit aus, signalisieren aber bereits, dass dies kein belangloser Leichtwein sein wird. Das bestätigt sich am Gaumen, wenn die feine Säure ein fruchtiges Paket aus Birnen- und Grapefruit-Aromen auf den Weg schickt. Die Eleganz setzt sich bis ins Finish fort, hier ist nichts laut und dennoch macht der Wein Spaß. Für ein Picknick ein idealer Begleiter, gut gekühlt, gerne auch mit einem Schuss Mineralwassser (auch wenn das Winzer nie gern hören).
Der „Bruch“, wichtigster Grüner Veltliner des Hauses, bestätigt die Grapefruit-Beobachtung, die wir im wesentlichen bei den Rieslingen Wiens machten, ebenfalls: Pfirsich-Marille-Mix in der Nase, dazu ein Frucht-Säure-Spiel, das neben gelbem Apfel auch jede Menge Zitrusaromen umfasst, am Gaumen. Der GV „Bruch“ hat einen herrlichen Zug, die stützende Säure macht ihn zu einem erfrischenden Wein, der aber auch gut zum Spargel oder – noch besser – einer klassischen Quiche Lorraine passt.
Bezugsquelle:
Rainer Christ, Gemischter Satz DAC 2013 um EUR 8, der Grüne Veltliner „Bruch“ 2013 um EUR 9 erhältlich bei Weinhandel Wild, www.weinhandel-wild.at