„Barrel Ageing lernst du jedenfalls nicht aus Büchern“, meint Vasja Golar. Der Brauer aus Bad Radkersburg muss es wissen, denn für seine neue Bevog-Kreation begab er sich auf den Holz-Weg. Der führt nach Irland, genauer gesagt zum Fassbinder von Jameson Whiskey. Ger Buckley repariert für die Weltmarke aus dem County Cork nicht nur alte Fässer, er baut auch nach wie vor neue Gebinde und gibt so das Wissen eines aussterbenden Handwerks weiter. „Ein Küfer aus dem alten Rom könnte mit meinen Werkzeugen sofort weiterarbeiten“, verweist er auf die seit Jahrhunderten unveränderte Fassbinderkunst. Bevog-Gründer Golar ist nicht der erste Brauer, den Buckley in seiner Werkstatt in Middleton unter die Fittiche nahm. Das „Hops Project“ stellt ausgewählten Kreativbrauern gebrauchte Jameson-Fässer für neue Kreationen zur Verfügung.
Entstanden ist die Idee einer Verschmelzung von Bier und Whiskey mit Shane Long aus Cork, der das „Rebel Red“-Ale aus seiner Brauerei „Franciscan Well“ in Jameson-Fässern nachreifte. Schließlich seien Bier und Whiskey Fassfreunde bzw. Caskmates. Genau diesen Namen trägt die Serie von Whiskeys, die in Bierfässern lagerten, was das Prinzip auch umgekehrt anwendet. Vor allem der in Österreich nicht erhältliche Jameson mit „IPA Finish“ aus „Franciscan Wells“ Erzeugung holt Hopfenfreunde mit den bekannten Aromen wie Maracuja und Grasschnitt ab. Und ein spezielles IPA wurde auch der österreichische Beitrag zum „Hops Project“: Bei Bevog erhielt ein so genanntes „Caucasian Ale“ seinen Schliff in den Jameson-Fässern.
Das darf man sich wie ein hopfengestopftes dunkles Bier vorstellen oder die Synthese aus IPA und Stout. Benannt hat es Vasja Golar nach einer Besonderheit, die Ger Buckley seinem „Küfer-Lehrling“ erzählte. Die Eichen-Gallen ergaben nämlich eine gesuchte Tinte mit hohem Gerbstoff, mit der jahrhundertelang besonders wichtige Dokumente gezeichnet wurden. „Galltinte“ oder eben englisch „Gallink“ spielt auch auf „Gaelic“ an und zeigt so die irische Herkunft der verwendeten Fässer an. Die Reife-Gebinde aus Holz hätten gewaltigen Einfluss auf den Biergeschmack, berichtet der Brauer, „man sollte sie wie eine Zutat zum Sud betrachten“.
Die große Unbekannte Alkohol-Zuwachs
Denn das Bier verändert nicht nur seinen Geschmack durch die Fasslagerung. Die Verdunstung führt zu einem Schwund an wässrigen Bestandteilen, der den Alkohol konzentriert. Zwischen anderthalb und zwei Volumsprozent mehr, also eine für Biere beträchtliche Menge Alkohol-Zuwachs, bringt das Verfahren des „Barrel Ageings“ mit sich. Diese Unbekannte im Keller lässt sich nicht präzis vorausberechnen, „ein gut konstruiertes Rezept sollte das aber mitkalkulieren und am Ende angenehm zu trinken bleiben“. Das Ergebnis ist auf 9.000 Flaschen limitiert, die beim Wiener Craft Beer Fest ihre Premiere feierten.
Das erwartungsgemäß tinten-schwarze „Gallink“ bringt einen hopfenbetonten Duft mit, der sich anfangs deutlich über die Pumpernickel-Düfte des Biers legt. Mit mehr Luft schälen sich die Nuss-Schokolade und auch etwas Süße (man darf an Cola-Nuss denken) aus den grünen Noten der verwendeten Aromahopfen. Kräftig im Antrunk mit seinen 9,3 Volumsprozenten, bringt der Kostschluck zunächst auch den Kiwi-Eindruck mit, den wir schon in der Nase hatten.
Mit dem cremigen Mittelteil allerdings nimmt der Stout-Charakter zu; dann kommen Vanille, kalter Kaffee und die Bitterschokolade des „Caucasian Ale“ klar durch. Das Finale ist wärmend und auch kräftig, hier kommt der Alkohol des noch jugendlichen „Gallink“ dann erstmalig durch. Nicht zuletzt deshalb empfiehlt sich dieses Bier zum Einlagern. Zu Weihnachten 2018 wäre das ein feiner Festtagsschluck. Whiskey dazu und gut ist’s!
Bezugsquelle:
Bevog/Jameson, „Gallink“ ist um EUR 4,90 (0,33 Liter-Flasche) im BeerLovers-Webshop erhältlich, www.beerlovers.at