Zwei Mal, witziger Weise stets Mittwoch, baten die führenden Cognac-Häuser dieser Tage zur Verkostung ihres edelsten Brands. Als Boxkampf hieße dieses Match „Paradis Impérial“ vs. „Louis XIII“. In beiden Fällen ließen es die Maisons Hennessy und Rémy Martin dramaturgisch angehen. Als Höhepunkt eines Dinners dürfen die Flakons mit dem vierstelligen Preis glänzen. Vorgestellt wurde das Juwel der Hennessy Cognacs – sie machen den Auftakt des luxuriösen Doppels im Trinkprotokoll.at – von einem Mann, bei dem nicht nur der Jobtitel „Maison Ambassadeur“ nobel klingt: Comte Guillaume Pechpeyrou Comminges de Guitaut.
„Wir sind das H in LVMH (Louis Vuitton-Moët Hennessy, dem weltgrößten Luxusgüter-Konglomerat)“, leitet er seine Präsentation ein, warum der „Paradis Impérial“ so außerordentlich ist. Die vielversprechendsten Eaux-de-vie wählt Master Blender seit 2017 Renaud Fillioux de Gironde aus. Er folgt in diesem Metier seinem Onkel, der diesen Beruf in siebenter Generation ausfüllte. Was wir heute trinken, ist also lange vorher, Jahrzehnte und mehr, selektioniert worden. 10 von 10.000 Bränden eines Jahrgangs haben das Zeug dafür, heißt es im Hause Hennessy. Doch was heute gut aussieht, muss es nach Jahren der Lagerung nicht mehr sein. Den Genuss-Höhepunkt, das „Plateau“, will man erreichen – und danach stoppt die Reifung im Keller.
Technisch wird der Cognac dann vom Fass in die Glasballons, die berühmten „dame-jeannes“ gezogen. Sie stehen in der Regel im „Paradies“ (franz.: paradis), dem Lager der besten Qualitäten, die nicht mehr nachreifen. Dort warten sie in der Rue de la Richonne im Ort Cognac auf ihren Einsatz. Idealer Weise in einem kommenden „Paradis Impérial“.
Doch nun ist es so weit: Der von Künstler Arik Levy gestaltete Kristall-Flakon (kl. Bild rechts) wird fachmännisch geöffnet, mit der Pipette wird aus dem schlanken Schmuckstück die Portion für jeder Verkoster gezogen. Ein erster Nebel legt sich über das tulpenförmige Glas. Er duftet nach Kokosraspel, Pekan-Nüssen, aber auch nach Rosinen und Arnika. Die ungewöhnlich komplexen Duftnoten sind aber nur das Vorspiel. Denn auch im Mundgefühl weiß diese Essenz des Cognacs zu überraschen. So kommt sie für lediglich 40% Alkohol überaus viskos auf den Gaumen.
Nach einem fast pikanten Beginn rollen die Aromawellen – die Außergewöhnlichkeit dieses Cognacs zeigt sich nicht etwa in einem Arkanum, etwas, das man noch nie geschmeckt hat. Vielmehr sind es die Katarakte an Geschmack, die der Reihe nach auf einen einströmen, die den „Paradis Impérial“ auszeichnen.
Der Mittelteil etwa gehört der Süße: Rum-Rosinen, Malaga-Eis, etwas Brombeere gar und auch kandierte Orangen. Danach dreht der Eindruck komplett, das kann man fast schon „mineralisch“ nennen. Mit einer salzigen Pirouette (wie „Erdnuss-Locken“) verschwindet der Cognac nahezu. Scheinbar zumindest. Doch sofort melden sich neue, etwas pfeffrige Akkorde im Rückaroma. Und dieses Spiel kann man lange treiben, zumal man ja immer nur Mikro-Schlückchen dieser Rarität trinkt.
Bezugsquelle:
Hennessy, Paradis Impérial ist um EUR 2.600 bei Weisshaus erhältlich, www.weisshaus.at