180 Tickets für das Genussfestival wurden aufgelegt – und wir waren in Damüls dabei. Das „Summit Savoury“ auf 1.600 Metern Seehöhe im Hotel Alpenstern versammelte nämlich nicht nur Küchenchefs aus dem Vinschgau, dem Inntal oder Bregenz. Sondern gemäß der Weinliebe von Corina und Maximilian Steinfeld auch Weingüter wie den Sattlerhof, Toni Hartl, Tenuta Biserno, Nyetimber oder den Nikolaihof. Besonders lange hielten wir uns bei Karl Fritschs Stand auf, den für den Weinberghof Bernhard Moritz betreute. Zum einen servierte nebenan Philipp Stohner sein Marillen-Dessert, zum anderen hatte der Fritsch-Stand auch den famosen Pinot Noir „P“ aufzubieten.
Jahrgang 2017 dieses Weines ist der letzte, der mit entrappten Trauben gekeltert wurde – seine Nachfolger bekommen einen Taktgeber in Form von ganzen Trauben (also mit „Stängeln“ alias Stielen). Doch dieser Rote stellt sich schon in der Nase als wundervoller Burgunder dar. Eine Ahnung von Kirsche wirkt wie der letzte Klecks von einem allzu schnell zerronnenen Fruchteis. Wermutkraut und Assant steuern Bitter-Töne bei, die im Duftbild auch von Assam-Tee repräsentiert werden. Parallel kommt aber auch er Waldbeeren-Geruch (vor allem: Himbeere) auf Touren.
Angst, dass hier eine Fruchtbombe vom Wagram hochgeht, wäre aber unbegründet. Am Gaumen ist der „P“ kühl, allenfalls ein Hauch von Hibiskus und Früchtetee ist zu schmecken. Das gilt für den Auftakt, denn danach verdunkelt sich der Eindruck. Erneut schmeckt man leichten, nicht überextrahierten Schwarztee. Einsprengsel von getrockneter Erdbeere, Kirsche und Himbeere sorgen für Frucht, aber auch Spannungselementen wie Säure. Bemerkenswert ist der Trinkfluss dieses 2017ers, der vor allem jene überzeugen wird, die normal nicht zum Pinot greifen würden. Die dunklere Aromatik baut ihnen eine Brücke, während Kenner die Gerbstoff-Frucht-Balance in Beeren-Rot weiterhin lieben können.
Doch die Überraschung lieferte eine weiße Cuvée, die wir erstmals im Glas hatten. „Tausend Weiss“ verbindet zwei Drittel Chardonnay mit einem Drittel Weißburgunder aus alten Rebanlagen. Der Wein reifte drei Jahre und kommt somit aus dem Jahrgang 2021. Jugendlich ist er immer noch. Doch die Finesse strömt hier aus allen Poren und lässt eine große Zukunft erwarten: Feiner Rauch in der Nase und Salzteig-Geruch geben eine würzige Stilistik vor. Die Frucht-Seite folgt da etwas zeitversetzt. Quitten und Mangos teilen sich ein weniger der Süße, als der Saftigkeit verpflichtetes Duett. Dosierte Kraft herrscht dann auch am Gaumen vor. Gelber Apfel und etwas Kumquat sind zarte Eindrücke, doch vor allem die Salzzitronen-Noten des Weißburgunders liefern ab dem zweiten Drittel ein immer trinkanimierendes Spiel auf der Zunge.
„Sapid“ nennt das der englisch-sprachige Verkoster, aber das muss man nicht wissen, um diesen animierenden Trinkfluss so richtig zu genießen. Die zwei Gesichter dieses Weißweins – frische und tiefgründige Frucht samt salziger Grundierung – unterstreicht auch der Ausbau, wie Berhard Moritz uns bestätigt. Große Holzfässer und 500 Liter-Gebinde lassen den Chardonnay mollig, aber nicht mit Holz „gepimpt“ werden, während die Frische des Weißburgunders wie ein Techno-Beat für die Lebendigkeit des „Tausend Weiß“ sorgt. Eine Entdeckung für uns!
Bezugsquellen:
Weinberghof Fritsch, Tausend Weiss 2021 ist um EUR 64,90 bei Vinorama erhältlich, www.vinorama.at
Weinberghof Fritsch, Pinot Noir „P“ 2017 wird um EUR 43,90 im Magazin angeboten, www.magazin.co.at





