1987 begann die mit vielen Anekdoten (z. B. Logo-Gestaltung gegen Brauerei-Anteile) gespickte Erfolgsstory der Brooklyn Brewery. Heute hält dort Braumeister Garrett Oliver die Bierkunst hoch, von Craft Beer im europäisch verschämten Handwerksmaßstab ist man mit 100.000 Hektolitern Ausstoß pro Jahr deutlich entfernt. Punkto Qualität geben die Boys aus NYC aber immer noch ein ganz schönes Vorbild ab.
Ein Vorwurf an die India Pale Ales, der sich durch häufiges Verkosten eher noch verstärkt als entkräftet, liegt in einer zunehmenden Uniformität. Kaltgehopfte Biere, die sich durch eine intensive Tropenfrucht und eine teils schon schwer zu verkraftende Bittere auszeichnen, stellen zweifellos die Antithese zum dünn-charakterlosen Industriebier dar. Gut so, denn dagegen war man angetreten zu Beginn der Handwerksrückbesinnung. Doch schön langsam dürfen es auch wieder konsumierbarere Varianten sein – oder, das allerdings wird schwieriger – eigenständige IPAs, die mehr können, als nach Mango zu duften und zu schmecken wie ein Biss in die Thujenhecke.
Genau das beschreibt ziemlich gut den Charakter des East India Pale Ales aus Brooklyn. Der dezente Schaum sollte nicht abschrecken, denn schon geht es mit einer Nase los, die man so kaum kennt: Cashew-Nüsse, leicht geröstet und in Currypulver gestippt, stellen sich als erstes ein, auch ein wenig Bockshornklee-Samen. Ein India Pale Ale, das indische Gewürze mitbringt? Auch wenn es wie immer subjektive Eindrücke sind, lustig fängt das an!
Ein wenig Weingartenpfirsich mischt sich darunter, auch Nuss-Schokolade duftet so ähnlich wie das IPA, doch im Mund geht das Indien-Fest weiter. Satt im Antrunk und mit einer eher dezenten Bittere, die dafür schön lange anhält, bezaubert die Textur. Erst im dritten Anlauf erkennt man, was hier hinter der orangen Melonen-Fruchtigkeit hervorblitzt – geröstete Senfsaat, eine weitere subkontinentale Zutat, so man seine Curries selbst anrührt.
Wie gesagt, was Garrett Oliver da vorgelegt hat, ist nichts weniger als eine wirklich eigenständige IPA-Fassung, die mit 6,9 Volumsprozenten auch einen Speisenbegleiter zu kräftigeren Speisen abgibt: Schweins-Pörkölt oder Szegediner. Ob sie das kennen in Brooklyn?
Bezugsquelle:
Brooklyn Brewery „East India Pale Ale“ ist um EUR 2,73 (im 24er Pack zu je 0,355 Liter) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at