Es ist ein spezieller Wein, der diesmal ins Glas kommt. Denn der „Luce“ 2017 aus dem gleichnamigen Weingut – 1993 von Marchese Vittorio Frescobaldi und Robert Mondavi gegründet – stellt den 15. Jahrgang dieses „Brunello di Montalcino“ dar. Der bekanntere Blend namens „Luce“ (Sangiovese und Merlot) hingegen wurde 2017 bereits zum 25. Mal gefüllt. Er stand am Anfang der Zusammenarbeit zwischen Kalifornien und der Toskana. Heute befindet sich die Tenuta Luce im alleinigen Besitz der toskanischen Adelsfamilie und die Flasche dieses 2017ers (ein von 30.000) reifte auch bereits im eigenen Weinkeller des Guts.
Zumindest 24 Monate in slawonischen Eichenfässern sind die Regel nach der Vergärung in Zementbehältern. Der reinsortige Sangiovese aus dem elf Hektar großen Weingarten Madonnino erfüllt die Kriterien eines „Brunello di Montalcino“ – und bekam von uns noch ein Jahr Flaschenreife nach seiner Füllung im Juni 2021. Dann aber wollten wir es wissen.
Tief und würzig ist bereits die erste Nase dieses Brunello, auch wenn sich an Frucht vorerst nur die dunkle Maulbeere zeigt. Doch dieser Wein atmete erst einmal durch, wenn er ins Glas kommt; fast minütlich gesellen sich neue Aromen hinzu. Himbeere und Marzipan schlagen eine ganz andere Tonalität an, dazu kommt Schwarztee und Thymian. Bei Kennern des italienischen Weines wird irgendwann auch das Stichwort „sottobosco“ fallen. Nach Unterholz im Wald mit einer leichten pilzigen Richtung duftet der „Luce“ nämlich auch.
Die Überraschung, die der Eindruck am Gaumen liefert, ist eine geteilte. Zum einen vermerkt das Etikett 15% vol. für einen Wein, der nie dominant, kräftig oder alkoholisch wirkt. Zum anderen ist der junge Brunello überaus geschliffen und zugänglich. Sauerkirsche und Himbeerpürée sind erste Geschmackseindrücke, doch viel mehr an Nuancen hat man sich aufgehoben. Denn hier explodiert förmlich alles nach hinten hinaus: Säure, feinster Gerbstoff und auch wieder die Kräuter – erneut Thymian und auch Grüner Pfeffer – versammeln sind im letzten Drittel.
Fast pikant fällt dann das Finish aus, in das sich auch Espresso-röstige Gerbstoffnoten mengen. Dass dieser Wein großes Lagerpotential hat, war klar. Dass er bereits in der frühen Form so sehr seine Klasse ausspielt, konnte man nicht ahnen. Beides aber spricht für die große Meisterschaft, die man mit dem Sangiovese in Montalcino erlangt hat. Schlichtweg: ein großer Wein!
Bezugsquelle:
Tenuta Luce, Brunello di Montalcino DOCG 2017 kostet EUR 119 (0,75 Liter-Flasche) bei Silkes Weinkeller, www.silkes-weinkeller.de