Trinker, wie die Zeit vergeht! Schon wieder gut zwei Monate ist es her, dass wir unsere kleine Cocktail-Serie gestartet haben. Gleich die Nummer 2 in der losen Folge der Drinks, die uns das Barerlebnis daheim zu geben versuchen, widmete sich den per Post verschickten Mixturen. Sie erlauben den Barprofis nicht nur ein bisschen Einkommen (und sind daher schon zu unterstützen!), sondern haben auch etwas von einem Überraschungsei für Erwachsene.
Für einen von den fünf „bottled cocktails“, die der Linzer Andreas Lugmayr durch die Lande schickt, passt dieser Vergleich sogar ideal. Denn in der Farbe der Minions erinnert der „Beeswax Negroni“ sogar optisch an die Kapsel im Bauch der Kinder-Überraschungseier. Die bestens transportgesicherte Flasche ist in ihrer ohrenschmalz-gelben Optik fein anzusehen. Dieses satte Gelb verdankt sich einer interessanten Zutat – dem namensgebenden Bienenwachs. Das mixologische Procedere erinnert Gourmets vermutlich an „Saibling im Bienenwachs mit gelber Rübe, Pollen & Rahm“, den Heinz Reitbauer jun. im Steirereck kreiert hat. Im weltbekannten Restaurant gart der Fisch im heissen Flüssigwachs, bei „Andi“ Lugmayr nimmt der Drink Aromen des erkalteten Bienen-Produkts an. Die Flasche mit dem Drink ist in ihrer ohrenschmalz-gelben Optik schon fein anzusehen. Mit flüssigem Wachs ausgegossen, das sich dann erhärtet, wird der „Negroni“ aromatisiert.
Inhaltlich setzt man ebenfalls auf die Bienen; Partner für diesen weitgehend regionalen Drink ist nämlich Florian Peterstorfer von der Welser Imkerei – er hat neben Honig und Met auch einen Gin mit Honig-Beigabe (namens „Gin&Honey“) zu bieten. Dieser stellt die Basis des mit 29% Alk. gefüllten Cocktails dar. Der Wermut als zweiter Pflichtbestandteil im Rezept stammt von Alois Gölles. Es ist – abweichend vom italienischen Original – der weiße Wermut „Alfred“, der Grundweine von Manfred Tement nutzt.
Womit nur noch der österreichische Ersatz für den Campari fehlt, im Bienen-gelb gehaltenen Drei-Zutaten-Drink. Den hat Lugmayr im eigenen Portfolio, denn Fernet Hunter vertreibt der Linzer ebenfalls. Der oberösterreichische Bitterlikör von Raphael Holzer bringt bewußt wenig Süße mit – und das wird auch den „Negroni“ prägen.
Der riecht nach den Zitrusnoten des Wermuts, auch die Kräuter sind sofort da. Vor allem Kamille ist als Duftnote präsent, ein wenig auch Holunderblüte, und die erwähnten frischen Zitronenzesten. Auch, dass es wohl zart herb wird am Gaumen, ist bereits dem Duftbild zu entnehmen. Schön bitter fällt dann auch der Kostschluck des per Post gelieferten Cocktails aus. Der „Beeswax Negroni“ zeigt fast waldige Noten wie Pinienharz. Die Süße fehlt fast gänzlich, erst im Finale kommt auch der Honig-Ton stärker durch – dann wird aus den bitteren und fruchtigen Noten eine Art flüssige Hustinette. An diese Hustenpastillen erinnert der würzig-herbe Charme des „Fernet Hunter“; die Kräuter und der Honig beschließen den Reigen dieses Austro-Negroni.
Ein letzter Tipp noch für alle, die daheim ihre Cocktail-Stunde pflegen (aber vielleicht nicht immer selber mixen wollen dafür): Der „Chai Masala Punch“, Lugmayrs leichter Rum-Tee-Drink mit indischer Würzung, ist auch nicht zu verachten!
Bezugsquelle:
Andreas Lugmayr, Beeswax Negroni ist um EUR 21,60 (22cl – reicht zumindest für 2 Drinks) im Webshop erhältlich, der „Chai Masala Punch“ um EUR 14,40, https://andreaslugmayr.at