Schwarzbrennen und Schmuggeln war auf den Hebriden einstmals der Volkssport. Zumal die lokale Obrigkeit wußte, dass ansonsten wenig von den Bauern und Fischern zu holen sein würde. Ehe die Destillerien legalisiert wurden, was in einem großen Schwung um 1815 herum geschah, sorgten also Verstecke wie die „Dark Cove“ an der Südostküste für den Whisky-Export. Von kleinen Inseln geschützt, operierte hier eine erfolgreiche Bande, bis sie die Steuereintreiber in einer Razzia zerschlug. So will es die lokale Legende, die erklärt, warum der neue Whisky von Ardbeg „Dark Cove“ heißt. Denn nur unweit der Schmugglerhöhle entstand die bis heute aktive Destillerie. Traditionell werden die Limited Editions am Ardbeg Day, dem 28. Mai, vorgestellt.
Für den Wiener Launch hatte man die Schmuggler-Höhle in einem Keller nachgestellt, aus einer Schatzkiste kamen die ersten der begehrten Flaschen an die Händler und Verkoster. Trinkprotokoll.at war dabei und bekam einen Vorgeschmack, wie die aktuelle Abfüllung (die traditionell rasch ihren Preis verdreifacht unter Sammlern) schmeckt. Punkto Fass-Lagerung hält man sich bedeckt, neben den Ex-Bourbon-Casks dürften beim „Dark Cove“ auch Sherry-Fässer im Spiel gewesen sein. Wie üblich, stellt auch dieser Sonder-Ardbeg eine Flasche ohne Altersangabe dar, wobei die Destillerie ja gerne als ein positives Beispiel für Single Malts der No Age Statement (NAS)-Klasse angeführt wird.
Geworden ist es diesmal ein Islay-Malt, der den Torfrauch in die zweite Reihe verbannt. Süße und Zugänglichkeit sind auffällig, denn bereit im Geruch kommt neben dem zart ausgeprägten haustypischen Rauch-Noten Milch-Schokolade und Kokosraspel durch, die klassische „Bounty“-Mischung. Honig und röstige Pekan-Nüsse sind weitere gefällige Duftnoten. Entsprechend mild und zugänglich, für Islay-Verhältnisse geradezu sanft, beginnt der „Dark Cove“. Lebkuchen-Gewürze wie Piment oder Zimt und vor allem wieder süße Schokolade schmeicheln sich ein.
Das ist aber nur ein „Gesicht“ dieses Malts. Denn ab dem mittleren Gaumen dreht der „Dark Cove“ sein Profil: Rote Paprika, ja eigentlich schon Chilis, frischer Ingwer und weißer Pfeffer sorgen für eine pikante Würze. Sie hält dann auch lang an und trägt den neuen Ardbeg bis in den Abgang, der lange nachhallt. Die Rauchigkeit lässt sich übrigens mit ein paar Tropfen Wasser noch herauskitzeln, am janus-köpfigen Stil zwischen Schmeichelei und Schärfe ändert sich dadurch aber wenig. Kurz: Ein Sammlerstück, das Islay abseits der Klischees zeigt.
Bezugsquelle:
Ardbeg, „Dark Cove“, ist um EUR 149 (0,7 Liter-Flasche) bei Vodkahaus erhältlich, www.vodkahaus.de