„Schmeckerte“ mag keine wahnsinnig sexy klingende Bezeichnung sein, doch so heißt eine der „SALON Österreich Wein“-Kategorien. Die drei hier das Spitzentrio bildenden Winzer matchten sich mit den Sorten Muskateller und Traminer, wobei zwei davon im trockenen Bereich angesiedelt waren. Mehr Zucker nahm der Siegerwein aus der Traminer-Hochburg Klöch im steirischen Vulkanland in Kauf. Dass man bei Giessauf-Nell, wo man sich als Traminerweingut bezeichnet, mit der oft geschmähten Sorten umgehen kann, zeigt bereits der Duft: Heckenrose und Honig, dazu auch etwas Vanillepudding lassen vor allem die berüchtigte „Rosenseife“ vermissen. Fast verhalten kommt der 2016er Gelbe Traminer „Ried Röhrl“ daher.
Ganz anders hatte Irmi Stich ihren Traminer angelegt, der auch beim Alkohol keine Kompromisse macht. 13,8% stehen zu Buche, sie sind aber von einer Struktur begleitet, die diesen Wert schnell vergessen lässt. Fast rauchig beginnt das Glas mit dem Weinviertler Traminer. Dahinter reihen sich intensive Aromen auf, Vanille, Orangensaft und Marillen-Röster notierten wir. Der saftige Eindruck täuschte nicht; eine an Blutorange erinnernde Intensität findet sich auch im Mund wieder. Dabei sorgt die Säure für ein Gegengewicht, das bei aller Kraft dieses Traminers das Glas schnell leer macht. Für uns war diese eigenwillige Interpretation einer der interessantesten Weißweine dieses Jahrgangs.
Echt steirisch in der Aromatik war dann hingegen der Muskateller, den das Weinviertler Weingut Laurer eingereicht hatte. So muss die Sorte riechen! Holunderblüte und Macis prägen den Duft eines knackigen Muskatellers des Jahrgangs 2016. Saftig und expressiv, wird diese Variante aus dem Norden Sortenfreunden gefallen. Mit 12,4 % Alkohol blieb man auch bei diesem Parameter süffig.
Peperonata vom Wagram, Piña Colada von der Südbahn
Und wo wir schon bei intensiveren Weißweinen sind, hier auch die herausragenden Vertreter der Abteilung „Alt-Österreich/autchthone Rebsorten“. Hier finden sich die Weißen mit den roten Namen aus dem Wagram (Roter Veltliner) und der Thermenregion (Rotgipfler). Die Nase offiziell vorne hatte mit dem SALON-Sieger 2017 der Wagram vorne, Alfred Reinberger holte die Trophäe nach Grafenwörth. Sein „Lössterrassen“ 2016 ließ die Exotik-Noten der Sorte schon im Duft strahlen: Gefleckter Pfirsich, Nuss und die rote Tropenfrucht-Mischung Papaya und Guave prägten die Erstbegegnung mit dem siegreichen Roten Veltliner. Bei aller Kraft kommt zunächst ein säuriger Zug zum Vorschein, ehe die volle Dosis Tropenfrucht zuschlägt. Schmelzig und mit Honig unterlegt, reihen sich Lychee, Papaya und am Ende eine pikante Note von gelbem Paprika aneinander. Im Abgang erinnert das Süße-Säure-Spiel dieses wohlfeilen Siegerweins an eine Peperonata.
Wuchtiger noch kam der Rotgipfler daher, dessen Name – „Vollendung“ – auch andeutet, dass dieser 2015er von Gustav Krug am besten gegen Ende eines Menüs serviert werden sollte. Der Thermenregionswein mit seinen 14,4% Alkohol bereitet einen auf die Fülle nicht so recht vor. Rauchig und mit einer zarten Kreidenote lässt allenfalls der Sesam-Ton, den man von kräftigen Chardonnay Reserven kennt, ahnen, was nun folgt. Der Schmelz und die Aromatik heller Schokolade fächert sich auf in einen an Banane erinnernden Zweig, zum anderen entfaltet sich die röstige Kokosnuss, im Ende ergibt sich eine Art Gumpoldskirchener Piña Colada. Denn auch saftige Ananas ist zu schmecken in diesem kräftigen Wein, der eine echte Werbung für die Sorte darstellt.
Bezugsquellen:
Traminerweingut Giessauf-Nell, Klöcher Gelber Traminer „Röhrl“ 2016 kostet EUR 11,50 ab Hof, www.giessauf-nell.at
Weingut Stich-Gaismayer, Gelber Traminer „Klassik“ 2016, kostet EUR 9,50 ab Hof, www.weingut-stich.at
Weingut Laurer, Muskateller 2016, ist um EUR 8,20 ab Hof erhältlich, http://shop.laurerwein.at/
Weinbau Reinberger, Roter Veltliner „Lössterrassen“ 2016 ist um EUR 9,90 in der Wagram Vinothek Weritas erhältlich, www.weinshop-wagram.at
Weingut Krug, Rotgipfler „Vollendung“ 2015 ist um EUr 26 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, https://krug.at