Die heurige Champagner-Gala, wie immer vom Falstaff-Magazin ausgerichtet, hatte ein kleines Handicap: Die aktuellen Jahrgangschampagner haben nicht die Klasse der Millésimés 2002 und 2004. Aufgezeigt haben dafür die Rosé-Champagner, die immer mehr als eigene Klasse und nicht als nur „nett anzusehen“ betrachtet werden. Je besser die Lagen, speziell aus der Pinot Noir-Hochburg Aÿ, die man ihnen angedeihen lässt, desto beeindruckender ist das Ergebnis. Diese grundsätzliche Champagner-Binsenweisheit bewahrheitete sich aber auch bei einem Erst-Austeller, dem Reimser Haus Besserat de Bellefon. Grand Cru- und Premier Cru-Weine machen den Großteil der „Mönchscuvée“ aus, die man aus Respekt vor dem önologischen Wissen der Benediktiner so benannt hat.
Drei Dinge sind Kellermeister Cédric Thiébault wichtig, so lehrt es das Verkostgespräch: Der Schaum soll möglichst dicht und cremig sein. Und Champagner muss Druck haben. Eine Wohltat, denn wenig karbonisierte Abfüllungen gab es die letzten Jahre leider immer wieder. Punkt 3 ist quasi ein ererbter Auftrag, denn jeder Champagner des Hauses war immer so gedacht, „dass er Essen begleiten sollte“. Bester Beleg für diesen seit 1930 gepflegten Hausstil (damals forderte das Pariser Restaurant „La Samaritaine de Luxe“ einen besonders cremigen Champagner) war bereits der Brut des Hauses.
Pinot Meunier, ins Recht gesetzt
Druckvoll vom ersten Augenblick an, mit einer bereits in der Nase auffälligen Zitrus-Note (“Hirsch-Seife“, steht am Kostblatt), setzt er den meist nur als Gewürz betrachteten Pinot Meunier ins Recht. 45% macht die Sorte in der Assemblage aus, 35% steuert der Chardonnay bei und 20% Pinot Noir. Am Gaumen entwickelt sich vor allem Pink Grapefruit, eine animierende Säure und der besagt intensive Schaum prägen die Erstbegegnung mit der Cuvée des Moines Brut.
Der Rosé des Hauses, die „rote“ Cuvée des Moines, duftet nach Himbeere und Pink Grapefruit, 30% Pinot Noir sorgen für die Farbe, auch im Rosé dominiert der Pinot Meunier (40%), der Rest stammt von der dritten zugelassenen Sorte, dem Chardonnay. Am Gaumen ist der Druck – kennen wir bereits als Haus-Stil der Besserat de Bellefons – die erste Auffälligkeit, aromatisch erinnert das süß-saure Spiel an Zwiebelmarmelade, zarte Kirschnoten und auch die im Duft so präsente Himbeere mischen sich dazwischen. Mineralität und eine gegen Ende auffrischende Zitrusnote machen den Rosé zu einem ernsthaften Wein, der nicht über die Farbe gefallen will.
BdB, die Prestige-Cuvée
Anläßlich des 170-jährigen Bestehens des Champagnerhauses wurde dann im Vorjahr der „BdB“ lanciert. Die Abkürzung des Firmennamens hat nichts mit Blanc de Blancs zu tun (wie bei der Champagner-Gala gemutmaßt), sondern vereint besondere Lagen-Selektionen vom Pinot Noir und dem Chardonnay, die zu gleichen Teilen (45%) mit 10% Pinot Meunier verbunden wurden. Technisch wurde bei der Füll-Dosage der Prestige-Cuvée gespart, vinifiziert wurde teilweise im Eichenfass. Die Holznoten sind auch in der Nase zu merken, Ananas, Zitrus und Weingartenpfirsich sorgen für fruchtige Akzente.
Der „BdB“ ist einer dieser Champagner, die mit ihrer weinigen Art bezaubern; je länger das Glas steht, desto mehr kommen mineralische Noten (beinahe wie bei einem Heiligensteiner Riesling) zum Vorschein. Frisch getrunken dominiert die Apfel-Frucht den Champagner, auch an Erdbeergelée kann man denken, ehe der animierende Jubiläumschampagner mit einem herben Finish ausklingt. Auch hier steht neben dem Trinkvergnügen die Eigenschaft als Essensbegleiter im Raum, Winemaker Thiébault etwa empfiehlt Fisch und Krustentiere. Wir empfehlen hingegen: Bitte bald einen Austro-Importeur finden!
Bezugsquelle:
Besserat de Bellefon, Cuvée des Moines Brut ist um EUR 33, der Rosé um EUR 36 und die Prestige-Cuvée „BdB“ um EUR 65 ab Hof erhältlich, www.besseratdebellefon.com