Machen die Winzer aus dem Seewinkel die besseren Leithaberg-Wein? Eine gewagte These, für die man sich zwischen Donnerskirchen und Jois sicher die eine oder andere Watsche abholen kann. Doch auch die neuerliche Verkostung von Gernot Heinrichs Leithaberg und denen seines Landsmanns Hans „John“ Nittnaus stützt sie zumindest. Klar haben die „großen“ Betriebe aus dem Neusiedler Bezirk Erfahrung und Kellertechnik, die nicht jeder kleine Purbacher oder St. Georgener Hauer mitbringen kann. Die Ergebnisse aber zeigen, dass auch das nötige Gespür für die Rieden am anderen Ende des Bezirks Neusiedl überreich vorhanden ist.
Bei Nittnaus, bekannt für Rotwein-Langstreckenläufer wie den Commondor oder den seit wenigen Jahren für Furore sorgenden Tannenberg, läßt sich das angesichts der Weißen schön verfolgen, die im Jahr 2013 in Jois produziert wurden. Der eine, eine Weißburgunder, täuscht Kraft vor und ist doch herrlich balanciert, der zweite riecht säuriger, darf aber als echte Wuchtbrumme angesprochen werden. Bleiben wir vorerst beim Weißburgunder 2013: Im Duft stößt man beim mit der Honignote und dem exotischen Fruchtmix (Papaya in erster Linie) schon fast an eine Botrytis-Nase an.
Saftige Nektarine und ein Gefühl von süßen Sommerfrüchten lassen einen Wein erwarten, der ganz anders ist, als dieser Leithaberg. Denn am Gaumen kommt eine stützende Säure zum Vorschein, die bei aller Fruchtigkeit – Nektarine in Reinkultur auch hier, dazu wieder Tropenfrüchte – für eine süß-saure Balance sorgt, die fallweise an Zwiebelmarmelade denken lässt. Eine nussige Note im Finale überrascht dann erneut, auch ein wenig Gerbstoff darf am Ausklang sein – und macht Lust auf den nächsten Schluck.
Den nehmen wir dann aber doch vom zweiten weißen DAC des Golser Winzers (und begeisterten Musikers). Der Name geht beim „Freudshofer“, einem reinsortigen Chardonnay aus Jois, fast als Omen durch. Denn Spaß macht die kräftige Variante eines weißen Leithaberg DAC schon jetzt – wenn man sich an 14% Alkohol und einer satten Tropenfrucht nicht stößt. Wir lieben das und waren schon vom Duft des 2013er Jahrgangs angetan: Zur Pink Grapefruit und einer säurigen Ananas-Note gesellt sich nämlich ein schöner Rauchfleisch-Ton, der mit Luft an Intensität zulegt. Die Reife des Materials erschließt sich aber erst beim Trinken – dicht und frucht-satt wie eine Bananenmilch ist der Ersteindruck. Die Tropenfruchtnoten werden durch Vanille-Einsprengsel noch wuchtiger wahrgenommen, im Finale ist der Alkohol auch zu spüren. Lang und kräftig klingt dieser Barockschrank von einem Wein aus – das hat durchaus noch einige Jahre vor sich!
Bezugsquelle:
Hans und Anita Nittnaus, Leithaberg DAC (Weissburgunder) 2013 ist um EUR 15, der Leithaberg DAC „Freudshofer“ (Chardonnay) 2013 um EUR 23 erhältlich, jeweils im „Weinwerk Neusiedl“, www.weinwerk-burgenland.at