São Miguel (Açores), Amulree (Schottland) und Truro (Cornwall) haben etwas gemeinsam: Nur hier wird innerhalb der EU Tee angebaut. Während die Plantagen von Tregothnan und der Wee Tea Company very British der Teekultur huldigen, hat die portugiesische Inselgruppe den chinesischen Tee gleich um eine lokale Eigenart erweitert. Doch davon später. Denn wie kam die Camellia Sinensis überhaupt auf die Azoren?
Nun, der beliebte Zwischenstopp für Schiffe zwischen dem Mutterland und dem globalen Kolonialbesitz Portugals im 19. Jahrhundert erhielt seine ersten Pflanzen vermutlich aus Brasilien. Als 1883 der Grundstock für die Pflanzungen von Chá Gorreana gelegt wurde, befand sich die größte Kolonie allerdings schon auf Kurs in die Unabhängigkeit. Das Tee-Wissen kam aus der fernen Kolonie Macau am chinesischen Perlfluss-Delta, auch wenn bereits 1820 erste Samen nach São Miguel gelangt waren. Letztlich, so erzählt es die Firmenchronik der seit fünf Generationen aktiven Chá Gorreana, gab der Verfall des Orangenpreises den Ausschlag für die Alternativkultur, der man als einer von drei europäischen Tee-Pflanzern treu blieb.
Dass es den Tee mittlerweile in Österreich gibt, verdankt sich wiederum der Hartnäckigkeit Eva Haas‘. Sie wollte unbedingt auch europäische Blätter in ihrem Geschäft am Stephansplatz anbieten. Mittlerweile führt Haas&Haas drei Varianten. Für Puristen empfiehlt sich der Orange Pekoe der Azoren, ein schlicht „elegant“ zu nennender Aufguss für klassische Schwarztee-Freunde. Der malzige Duft weist zart süße Noten auf (Piment, leichtes Nougat), aber kaum Bittertöne. Auch in der Tasse sind es eher erdig-röstige Aromen, ein wenig Nuss vielleicht, die sich zart auf den Gaumen legen. Mit einem blumigen Nachgeschmack – Geranien, aber auch Wasserkastanien – klingt der schwarze Tee aus.
Mit den kleinen aber hocharomatischen Ananas der Azoren wird hingegen der aromatisierte Grüntee zum Erlebnis. Als Stückchen, aber auch in eingedickter Form als Saft geben die Südfrüchte ihren charakteristischen Geschmack weiter. Unglaublich intensiv duftet diese Variante; die zarte Bitternote des grünen Tees kommt kaum auf gegen das fruchtige Ananas-Aroma.
Als spezieller Früchtetee wird auch eine aus Stücken der Felsenbirne, einer wildwachsenden Form, gewonnene Mischung mit Zimt und Datteln angeboten. Der Duft der trockenen Felsenbirnen-Mischung erinnert an Kletzen und Christstollen, die Frucht überwiegt, die doch großen Zimtstücke im Früchtetee werden erst später ihre Kraft entfalten. In der Tasse mischt sich die Zimtrinde nämlich mit dem fruchtigen Birnen-Aufguss. Anfangs überwiegt das Gewürz, der Nachgeschmack erinnert an braune, saftige Birne. Im Gegensatz zu vielen anderen Tees mit Gewürzen hat man hier eine Balance zwischen Früchten und Zimt gefunden. Denn verzimteten Tee braucht man nicht einmal im Winter. Und auch mit dem Zucker kann man sparen, die fruchtigen Aromen sind süß genug.
Bezugsquelle:
Haas & Haas, Orange Pekoe von den Azoren ist um EUR 13 (100 Gramm-Packung) erhältlich, der Hyson-Grüntee mit Ananas-Aroma um EUR 8 sowie der Früchtetee „Pera Rocha“ um EUR 8, alle bei „Haas & Haas“, http://shop.haas-haas.at