„Ruinart steht für Chardonnay“, brachte es der langjährige Importeur, Mario Morandell, auf den Punkt. Das goldene Herz ihrer Champagner nennen es die Franzosen selbst, wobei die Blumigkeit dieser Worte sich im Glas in einer Eigenschaft äußert – der Fruchtigkeit.
Aus den massiven Kreidekellern von Reims holte man zunächst den Brut, der mit seiner deutlichen Hefenote schon einmal vorlegte. Das ist Champagner! Die Fruchtigkeit, auf die Mario Morandell hinwies, kommt im Duft ebenfalls stark durch: Marille, Ringlotte und ein Hauch Safran werden notiert. Saftig und mit einem Hauch Zitrusfrucht startet der Ruinart Brut am Gaumen, eine zart kreidige Note weicht bald den wuchtigeren, gelbfruchtigen Aromen. Wieder ist da die fleischig-saftige Ringlotte mit ihrer leichten Säure, aber auch ein Golden Delicious-Apfel bietet sich als Assoziation an.
Spitze in Rosa: Ruinart Rosé
Es wären nicht die Franzosen, würden sie nicht eingangs auf die Tradition des Hauses hinweisen. 285 Jahre feiert Ruinart, seit 250 erzeugt man auch den Rosé, für den man besonders geschätzt wird. Gegenüber dem Brut startet dieser Rosé-Champagner bereits gänzlich anders; hier ist der Kalk in der Nase vom ersten Einschenken an präsent. Kühle Himbeer-Noten begleiten den kreidigen Anflug, dazu kommen Pink Grapefruit und eine intensive, nicht zu süße Ananas. Druckvoll und herb ist der erste Schluck, mit seiner Säure ein wenig an Kapernbeeren erinnernd. Auch die roten Beeren sind wieder da, dazu ein wenig Kaffir-Limette. Vor allem die Säure macht ihn zu einem animierenden Vertreter des rosa Champagners.
Vintage 2004: Jung geblieben
Jahrgangschampagner durfte natürlich nicht fehlen, im konkreten Fall kommt er aus dem großen Jahr 2004. Dieser Millesimé überrascht zunächst durch seine absolute Frische, auch wenn die Nase mit den deutlichen Autolyse-Noten zunächst in eine andere Richtung weist. Mit etwas Warten kommen aber zarte Mandel-Noten und gelber Apfel durch. Am Gaumen zeigt sich eine jugendliche Perlage, dazu eine röstige Note in der Art eines verbrannten Toasts, cremig und balanciert tänzelt der 2004er über die Zunge, die Chardonnay-Note mit ihrer Nektarinen-Saftigkeit kommt hier besonders durch. Auch die Süße des Blanc de Blancs wird von einer säurigen Komponente, an Grapefruit- und Ananas gemahnend, abgepuffert. Im Finale ist der Jahrgangschampagner fast „zum Beißen“ dicht. Fazit: Eine jung gebliebene Dame, über die man nur staunen kann.
P.S.: Drei Gläser Ruinart, als „Flight“ zum Kosten um EUR 38 serviert, bietet im November 2014 das Wiener Hotel Sans Souci, das sich in dieser Form monatlich einer anderen „maison de Champagne“ widmet.
Bezugsquelle:
Champagne Ruinart, Brut ist um EUR 68,50 erhältlich, den Rosé in der Magnum (1,5 Liter) gibt es um EUR 149,60 – und der Blanc de Blancs des Jahrgangs 2004 kostet EUR 169,90 – jeweils bei Getränke Morandell, www.vinorama.at