Was passiert, wenn ein säurig-schlanker Jahrgang auf einen Winzer trifft, der generell niedrigen Alkoholgehalt mag? Im konkreten Fall steht dann 11% am Etikett und klammheimlich – Alkohol ist was Fett für’s Steak ist: ein Geschmacksträger – fragt man: Geht sich das aus?
Rainer Stubits beruhigt schon beim Einschenken, denn es ist kein herkömmlicher Welschriesling, die auch in seiner Heimat Südburgenland arg zerzaust (vom Regen 2014 und den Weinkritikern 2015) wurden.
„Ich mag es nicht wenn Weine zu fett, mollig und – am schlimmsten von allem – auch noch brandig sind, weil der Alk zu hoch ist“
Rainer Stubits, Winzer
Die „Selection“, wie sein Welsch heißt, feiert heuer den 10. Geburtstag, 2004 wurde die Grundidee erstmals umgesetzt. Damals, so Stubits, wurden die ältesten Rebstöcke gesondert vinifiziert. Mittlerweile erfolgt eine Spontangärung der Trauben aus den drei ältesten Weingärten („Die Trauben daraus haben schon einen eigenen Geruch und Geschmack, eben einen eigenen Charakter“). 20%iger Einsatz von gebrauchten Barrique-Fässern, kein kompletter Verzicht auf Schwefel, sondern wenig, machen nebst der langen Maischestandzeit einen extravaganten Wein daraus. Und 2014?
„Wichtig ist, dass er nicht der krätzensaure Hund sein muss, den Du im ersten Halbjahr wegzischen sollst“, bringt es der Winzer unverblümt auf den Punkt. Der im Februar gefüllte Wein sorgt mit Grapefruit und gelbem Apfel in der Nase für ein schnelles Erkennen der Sorte. Sehr typisch duftet das, denn die kalkige Ader schwillt ebenfalls mächtig. Mit Luft kommt dieser Kreideton, der die südburgenländischen „Wölschen“ im Idealfall spannend macht, noch stärker durch.
Feinmineralisch, fast flirrend, kommt der Selection 2014 dann auch auf den Gaumen, so viel Bremseln überrascht angesichts des Dufts nicht – dass es bis ins Finale dabei bleibt, allerdings schon. Frisch und mit dem Limetten-grüner Apfel-Mix beweist der Welsch, dass Geschmack nicht unbedingt Promille braucht. Viel Wein für den Jahrgang, aber auch das Geld, das Stubits dafür nimmt!
P.S.: Und es kommt noch mehr – ein Teil der 2014er Charge ruht noch im Tank und soll erst im Juli gefüllt werden.
Bezugsquelle:
Weingut Stubits, Welschriesling „Selection“ 2014, ist um EUR 7 ab Hof in Kohfidisch erhältlich oder via www.stubits.at