Die neue Nomenklatur des Wiener Weinbaus wurde ja schon zustimmend erläutert im Trinkprotokoll. Der Verzicht auf eine Reserve-Kategorie nach der Zuckerpyramide („die ist Schnee von gestern“, dekretierte Vordenker Fritz Wieninger) führte dazu, dass (Groß-)Lagen mit reiferem Charakter die lagerfähigeren Wiener Weine bezeichnen. Das kann ein „Grinzing“ sein, aber auch ein „Nussberg“. Und genau das stellte den Traditionsbetrieb Mayer am Pfarrplatz bzw. seine Linie „Rotes Haus“ vor das Problem, dass der bisherige „Nussberg“ nicht mehr Reserve heissen darf, dafür der „normale“ Mischsatz aber auch vom Nussberg stammt. Kurz, es gibt zwei Nussbergs, die sich aber deutlich unterscheiden.
Beginnen wir beim ehemaligen Reserve-Gemischten Satz, also jetzt „Nussberg DAC“, der mit 13,5% schon einmal kräftiger einherschreitet als sein „kleiner“ Bruder: Kokos-Stangerl, gegrillte Ananas (dafür sorgt der Traminer im Weingarten), Karamell und etwas Marzipan signalisieren schon im Duft, dass man hier etwas Fetteres im Glas hat. Am Gaumen sorgt eine gute Säurestruktur für die Dompteursnummer, dass der intensiv-üppige Wein niemals breit wirkt. Ja, Banane, „türkischer Honig“ und gelbe Paprika sind intensive Aromen, aber sie werden in Balance gehalten. Jetzt und sicher auch noch in zwei Jahren.
Beim Nussberg DAC hingegen schlägt der gelbe Apfel die Richtung ein, in die es geht. Auch am Gaumen herrscht beim Gemischten Satz Balance vor, diesmal allerdings weniger üppig, sonder ngetragen von einer Steinfrucht-Note, aus der man wahlweise Marille oder Nektarine herauslesen kann, auffällig ist hier die mineralische Ader, „Flintstones, meet the Flintstones“, summt der Gaumen. Besonders im Finish wird dieser Zug recht ausgeprägt.
Eine Klasse für sich, was im konkreten Fall auch heißt, dass man das mögen muss, ist der „Asia“. Die Cuvée, die früher ein paar Tropfen TBA enthielt, bringt immerhin 9 Gramm Restzucker mit. Einmal mehr sei aber gesagt, dass die Gesamtbalance entscheidet und nicht der Einzelwert. Denn die vom Traminer (Rose in Reinkultur) geprägte Nase, die auch viel Tropenfrucht – Ananas, Guave und ein Hauch Limette – mitbringt, mag den einen oder anderen bereits verprellen. Der erste Schluck hingegen bringt nicht nur Mango auf den Gaumen, sondern auch eine schöne Säure, kurz denkt man an Kapernbeeren. Das schöne Spiel bestätigt wieder den Befund Gerhard Heczkos zum Jahrgang 2013, der das Wort vom Grapefruit-Jahr prägte. Das stimmt hier wieder, die herbe Säure und der Fruchtausdruck sind in Balance, die letzte Länge fehlt vielleicht beim Asia, aber man sieht das Curry fast vor sich, zu dem dieser Wein seinen großen Auftritt haben wird.
Einmal mehr zeigte das Jahr übrigens, dass es außerordentlich gute Rieslinge hervorbringt: Orangenzeste, das Blätterteig-Gebäck aus Italien („Sfogliati“) und auch florale Noten wie weißer Flieder und Forsythie prägen den Duft des bekannten Rieslings aus der Riede Alsegg. Am Gaumen dreht der 13%-Wein auf, wieder viel Orange, aber auch der sortentypische Pfirsich sorgen für die Frucht, prägnante Säure und eine an Senfgurken erinnernde würzig-säurige Ader sorgen dafür, dass auch hier der Befund vom „Grapefruit-Jahr“ seine Berechtigung hat.
Bezugsquelle:
Mayer am Pfarrplatz, Gemischter Satz DAC 2013 um EUR 9,90; aus der Linie Rotes Haus sind der Gemischte Satz DAC „Nussberg“ um EUR 19,90, der Riesling „Alsegg“ 2013 um EUR 10,90, die Asia Cuvée um EUR 9,90 erhältlich, jeweils ab Hof, www.pfarrplatz.at