Den letzten Ardbeg Day seiner Karriere hatte sich Destillerie-Manager Mickey Heads sicher anders vorgestellt. Doch eine Wortspende lieferte er für die Freunde der Brennerei dennoch – auch wenn die Moderation des Online-Verkostens Jackie Thomson übernahm. Alljährlich stellt man eine limitierte Abfüllung der Islay-Brennerei mit einem Fest vor, das auch international zeigt, dass die rauchig-strengen Single Malts und ausgelassene Feiern sich nicht ausschließen. Wer sich geschmackloser verkleidet oder bei erfundenen Spielen rund um Torf, Schafe oder Destillerie-Maskottchen Shortie mehr zum Affen macht, feiert den Ardbeg Day richtig. Leider hat der Corona-Virus nicht nur Mickeys Abschied durchkreuzt, sondern auch das 20. Bestehen des Ardbeg Committee – so etwas wie die „Ultras“ unter den Fans des torfigen Whiskys.
Was online gefeiert wurde, zeigte den Humor der zu LVMH gehörigen Brennerei einmal mehr: „Blaaack“ zitiert lautmalerisch die Schafe, die Islay mit jener Inselrepublik verbindet, die aromatisch an der Limited Edition mitarbeitete. Auch für den erfahrenen Whisky-Kreateur Bill Lumsden war „es das erste Mal, dass wie Pinot Noir-Fässer verwendet haben“. Sie kamen aus dem fernen Neuseeland, wo – ähnlich wie auf den Hebriden – mehr Schafe als Menschen zu finden sind. Tatsächlich gab es kaum Erwartungen, erzählt der versierte „Director of Distilling, Whisky Creation & Whisky Stocks“, bis man die ersten Samples kostete. Denn der Einfluss der neuseeländischen Fässer kam „klar durch“, so Lumsden.
Die Angst, „die Nuancen des Wein-Finishes können im Torf-Rauch verloren gehen“, hatte sich nicht bestätigt. Womit wir mitten in der Diskussion der technischen Parameter waren, die Whisky-Nerds immer interessiert. Beim Alter dieser Abfüllung blieb man wie immer vage, doch lassen sich die meisten Sonderabfüllungen mit dem Profil des „Ardbeg 10 years“ vergleichen – „er klopft an seine Tür“, formulierte es Dr. Bill. Auch in punkto Torfrauch bewegt sich der „Blaaack“ am Level des wichtigsten Ardbeg-Whiskys; wie der „Ten years old“ liegt man bei 55 parts per million (ppm). Die Provenienz der Weinfässer ließ sich zumindest auf eine „ikonische Pinot-Lage“ eingrenzen, was bedeuten könnte, dass es ein Weingut in Central Otago war, das die Gebinde für die Nachreifung geliefert hat. In Kiwi-Land selbst spekuliert man in Blogs hingegen mit Fässern der Cloudy Bay-Winery (und damit der nördlicheren Region Marlborough).
Ein Macaron, mit Salz und Rauch gebacken
Wie dem auch sei, spannender ist schließlich, wie sich dieser Pinot Noir, bekannt für delikate Noten, die manchem Rotwein-Trinker schon zu zart ausfallen, gegenüber dem Torf-Monster schlägt. Nun, den „peat smoke“ kann der „Blaaack“ nicht verleugnen – und soll es auch gar nicht.
Teer und Rauchmandeln leiten einen Duft ein, bei dem man unter die Rauchdecke vorstoßen muss. Dort finden sich dann immer wieder auch klare Frucht-Noten: Früchtetee wäre die diffuse Beschreibung, präziser formuliert, sind es Heidelbeeren und frisch geschnittene Erdbeeren. Dann rollt schon die nächste Woge an Insel-Rauch darüber.
Saftig und mit gelben Tropenfrüchten beginnt der „dram“ des limitierten Ardbeg am Gaumen, auch hier hält das nicht lange gegen die Rauchigkeit des 46%-igen Single Malt stand. Doch auch wenn dieser Haus-Stil dominiert, die zarte Süße im Hintergrund ist klar da. Sie erinnert Bill Lumsden an „Keksteig“ und da ist schon was dran. Nimmt man die Mandel-Note dazu, die sich aber dem mittleren Gaumen einstellt, kann man schon an Macarons denken. Allerdings solche mit Salz-Karamell-Creme – denn auch die salzige Note des Whiskys frischt gegen den Abgang hin auf.
Salzerdnüsse sind zu schmecken, aber das weinig-salzige Finale bringt auch eine weitere Symbiose aus bekannten Noten des Haus-Stils mit dem Pinot Noir hervor. Ganz hinten sind nämlich wieder die roten Früchte da. Keine expressiven, überreif-saftige Erdbeeren, eher in der gedämpften, noch etwas floralen Variante. Einigen wir uns auf Malven-Tee. Aber einen, der noch nie so rauchig war!
Bezugsquellen:
Ardbeg, „Blaaack“ Single Malt ist um rd. 120 Euro ausschließlich bei den Ardbeg-Botschaften wie der Halbestadt Bar, Vinothek St. Stephan oder Potstill erhältlich, so lange der Vorrat reicht, www.halbestadt.at ; www.vinothek1.at; http://potstill.org/