Es war wieder Zeit. Nach einem Jahr Aussetzen begann der eigentliche Wein-Sommer, so wie es sein soll: Mit dem Besuch des Rotweinfestivals in Deutschkreutz. Und es war gut so. Denn auch im Herzen des Blaufränkischlands tat sich einiges. Den aktuell wichtigsten Jahrgang (2015) pries Winzer-Obmann Albert Gesellmann gleich zur Eröffnung an: „Großartig, tief dunkel und mit kräftiger Würze und hervorragendem Lagerpotential“. Derart eingestimmt, begann der Kost-Marathon bei den 30 Winzer-Ständen. Nicht einmal verhallte der Ruf „Albert, wir müssen weiter“ ungehört. Denn schließlich gab es genug Erstaunliches zu trinken – und das braucht halt auch Zeit. Und Trinkprotokoll.at nahm sie sich gerne.
Der ausgelobte Jahrgang 2015 etwa brachte auch neue Weinbezeichnungen bei zwei „Kreitzer“ Paradebetrieben. Markus Kirnbauer und Josef Reumann waren zuvor aus der Winzer-Gruppe „Vitikult“ ausgeschieden (die mittlerweile auf drei Mitgliedsbetriebe schrumpfte). Beide Betriebe nutzten diesen Abschied als Chance, das Rotwein-Portfolio neu zu strukturieren. Besonders markant fiel dies bei K+K Kirnbauer aus, wo man scherzend „einen Blaufränkisch für den deutschen Gaumen“ versprach am Stand. Der „Neue“ bekam die Postleitzahl von Deutschkreutz als Name verpaßt. „7301“ steht für Trinkspaß mit deutlicher Fruchtsüße, sein Duft bringt Nougat und Brombeere zusammen. Der Kostschluck legt sich mit satter Erdbeerfrucht auf den Gaumen, ganz zart ist der Widerrist, der dieser Fruchtbombe widersteht. Aber es gibt ihn, pfefferwürzig und mit einer minzigen Frische bietet er dem an dunklen Honig und viel Beeren erinnernden Wein die Stirn. „Smooth“ kann man diesen Stil nennen oder „samtig“ (wie man früher gesagt hätte). Am besten fasste es aber der Weise neben mir zusammen: „Der „7301“ ist der Rotwein für alle die behaupten, sie mögen keinen Rotwein“.
„Pepi“ Reumann hingegen nannte seinen neuen Blaufränkisch 2015 schlicht „Original“ und er steht für eine würzigere Richtung. Genau genommen bündelt er alles, wofür die Rebsorte Blaufränkisch steht. Die kühle Sauerkirsche im Duft, zu der sich ein wenig Graphit gesellt, signalisiert gleich, dass man hier nicht zu viel Holz ins Spiel bringen wollte, auch wenn der Wein ein Jahr im gebrauchten Barrique verbrachte. Das Überholzen, so lehrte der Rundgang in Deutschkreutz leider auch, wird immer noch fallweise gemacht – auch um den Preis des Erschlagens der Feinheiten des Blaufränkisch. Aber keine Angst, wo „Original“ draufsteht, ist auch original Blaufränker drinnen: Fast knackig in seiner Säurestruktur zu nennen, verbindet Reumanns Neuer die intensive Weichselfrucht und etwas Malve mit leichten Röstnoten. Diese herbere Note, an Espresso erinnernd, zeigt die feine Klinge, die man hier führt. Denn Holzwürze wie Gerbstoff rahmen die Fruchtigkeit, sodass sich ein perfekter Einstieg in die Blaufränkisch-Welt ergibt – und das zu einem mehr als fairen Preis.
Merken! Ein Cabernet 2015 für den Monsignore
Einen weiteren 2015er, der uns faszinierte, stellte der „Monsignore“ dar. Beim Rotweinfestival-Rundgang fehlte der langjährige Ortsseelsorger Ernst Zonschitz zwar (er feierte sein 50. Priesterjubiläum!), doch auch der ihm gewidmete Wein hatte einen kleinen Geburtstag zu feiern: Es ist der 10 Jahrgang, den das Weingut Wiedeschitz davon füllte. 2015, so verriet Winzer Gregor Wiedeschitz, wurde es ein wenig mehr Blaufränkisch in dem ansonsten als Cabernet Sauvignon angelegten „Monsignore“. Die Hauptsorte kann diese 2015er Reserve aber nicht verleugnen. Blättrige Würze, zarte grüne Paprika, vor allem aber auch Weichselfrucht entströmen dem Glas. Der noch junge „Monsignore“ hat eigentlich alles – da ist die stützende Säure, die eine saftige Kirsche begleitet. Aber auch zarte, bittere Töne, die an Kornelkirsche (Dirndl) erinnern, decken einen weiteren Quadranten des Geschmacksspektrums ab. Zarte Vanille? Check! Auch sie ist da und dazu ein langes, röstiges Finish wie bei gutem Espresso. Wir freuen uns auf ein Wiedertrinken in – sagen wir – zwei Jahren. Oder auch erst bei Konsistorialrat Zonschitz‘ 60. Primizjubiläum.
Aber auch abseits der aktuellen Weine zeigten die Winzer auf, die nicht nur aus Deutschkreutz selbst stammen beim Festival. Kleinmutschen, Raiding, aber auch Lutzmannsburg mit dem Weingut Prickler, gehören zu den Gästen. Herbert Prickler hatte seine DAC Reserve 2013 mitgebracht, die gegen den (heißen) Jahrgangstrend eine feine Frische und Würze mitbrachte. Schon im Geruch waren da die Küchenkräuter (Majoran zum Beispiel), die sich unter die satte Erdbeer-Note und den Schokolade-Touch mischten. Vollmundig am Gaumen beginnt die Frucht dieses reifen Blaufränkisch mit einem Wildkirsch-Akkord. Begleitet wurde sie von einem zarten Rauch-Ton, viel Kräuterwürze – hier eher Thymian – etwas schwarzer Olive und einem pikanten Finale. Hier dachte man kurz an rote Paprika, was auch am Ende den Eindruck bestätigte: „Breit“ war bei diesem Lutzmannsburger 2013er gar nichts.
Bezugsquellen:
K+K Kirnbauer, Blaufränkisch „7301“ 2015 ist um EUR 9,40 im Webshop des „Vinatrium“ erhältlich, https://gebietsvinothek.at
Josef & Maria Reumann, Blaufränkisch „Original“ 2015 ist um EUR 10,90 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.weingut-reumann.at
Weingut Wiedeschitz, Cuvée „Monsignore“ 2015 ist um EUR 16,50 ab Hof erhältlich, www.weingut-wiedeschitz.at
Rotweingut Prickler, Blaufränkisch DAC Reserve 2013, um EUR 19 ab Hof erhältlich, www.prickler.at