Zeit stellt eine wesentliche „Zutat“ für das Projekt Rainer Gargers dar. Der Nador 2011, aktueller Wein des Wieners, der in Ungarn mit Cousin Imre Weinbau betreibt, verbrachte nicht nur 21 Monate in gebrauchten 500 Liter-Fässern (nur ein kleiner Teil ruhte im Barrique), sondern hat fast ebenso lange Flaschenreife hinter sich. Das Warten auf das Verblühen der ersten Jugend sei bei den Weinen des Eisenbergs – bzw. dessen ungarischem Ausläufer, auf dessen Schieferboden Nador entsteht – besonders wichtig, meint Garger. Extreme Selektion, wir reden von drei bis sechs geernteten Trauben pro Stock, tut ein übriges für die Kraft des Weins.
Die alten Weingärten der Lage Wanzer blieben unter dem Kommunismus ungenutzt, der Boden war also regeneriert, als vor zwölf Jahren die ersten Reben „zurück kamen“ in die Riede. 2011 wurde ein wenig nachjustiert bei der Lagerung (21 statt 24 Monate wie zuvor), auch im Alkohol ist der aktuell lieferbare Jahrgang mit 13,5% etwas niedriger. Rote Früchte sind der erste Kontakt mit dem Blaufränkisch: jugendliche Sauerkirsche und reifere Erdbeer-Töne sind zu merken. Dazu kommt eine dunkel-würzige Duftnote, die an Kakaopulver erinnert.
Der Kostschluck des 2011ers birst ebenfalls fast vor Fruchtigkeit, diese saftig-expressive Art erinnert schon fast an sonnenverwöhnte Weine aus der Neuen Welt. Doch da ist auch noch die eindeutig auf den Eisenberg, pardon: Vas-Hegy, verweisende Säure und die mit Zeit immer mehr Oberhand gewinnende Würze. Der Nador 2011 gewinnt zusehends an Kraft im Glas, plötzlich sind da auch die schwarzen Oliven. Auch der grüne Pfeffer rückt vor, er wird bis ins Finish für mächtiges Leben sorgen. Schön zugänglich, wenngleich sicher auch noch jahrelang in Topform, dieser Jahrgang.
Der Typische in der Magnum: Nador 2010
Die in diesem Blog schon oft als Bouquet des Eisenbergs angeführte Mischung aus Lorbeer, zartem Wacholder und schwarzen Oliven findet sich auch beim Nador 2010 im Duft. Die Frucht – es handelt sich um Sauerkirsche – hält hier aber gut dagegen, sie repräsentiert das jugendliche Element, während die Würze des Schieferbodens die beständige Seite des Terroirs abbildet. Vollmundig und mit zarten Vanille-Tönen zu Beginn signalisiert der Kékfrankos trotzdem, das er sich gerade erst öffnet. Denn die Säure, die vor allem im Finish noch präsent ist, wird sich noch besser einbinden mit den Jahren. Von der Sortentypizität her kann man den Jahrgang 2010 aus der Serie vermutlich als den idealen Blaufränkisch ansprechen. Zur Kirschfrucht, die so saftig wirkt im Antrunk, kommt mit der zarten Würze im Finish das zweite Charakteristikum. Und wie gesagt, wäre da auch noch die Frische dieses Weins. Der wird nur noch in wenigen Magnums angeboten, dafür darf man sich auf schöne Entwicklungen freuen in der Großflasche.
Der erste Jahrgang, den die Cousins Imre und Rainer Garger bei Reinhold Krutzler vinifizieren ließen, kam bei der Jahrgangspräsentation im Wiener „Mercado“ ebenfalls ins Glas. Marzipan und reife Fruchtnoten, die fast schon an Heidelbeeren anstreifen, zeigen die Weiterentwicklung des 2009er Nador. Im Vorjahr standen beim Verkosten noch die röstigen Espresso-Noten im Vordergrund, die zwar immer noch da sind, aber allmählich in Richtung einer Nussigkeit mutieren. Auch am Gaumen hat sich die Frucht wieder in den Vordergrund gespielt: Rote Beeren, vor allem die mit dem säurigen Grundgerüst zu assoziierende Himbeere, liefern sich mit der dunkleren Seite (Graphit) des Weins ein Spiel. Dazu kommt noch eine fast in sich ruhende Würze, die gerade dabei ist, das Kommando zu übernehmen. Aus dem dunklen Kern, den wir im Vorjahr noch beschrieben haben, schälen sich die frische Frucht und eben die besagte Würze. Erhältlich ist der 2009er schon lange nicht, aber der Ur-Meter für die Entwicklung der Weine aus Vaskeresztes wird er weiter bleiben.
Bezugsquelle:
Nador Wine, Blaufränkisch 2011 ist um EUR 24,90 (0,75-Liter) bei der Alpe Adria Vinothek erhältlich, der Blaufränkisch 2010 in einigen Magnumflaschen zu EUr 54,90 bei Schäffer’s Selektion, www.weinamhof.at oder www.schaeffers.at