Das Weinland Rumänien ist immer noch eine weitgehende Unbekannte im Kennerkreis. Die Menge – man hält Platz 6 der weltweiten Produktionsstatistik – würde ja passen, aber das Image hält da nicht mit. Gut, dass Alfred Michael Beck noch etwas anderes auf seine Flaschen schreiben kann. Denn Transsilvanien kennt man und beim Logo seines Weinguts Liliac brauchte der Österreicher auch nicht lang nachdenken. Unter dem Zeichen der Fledermaus – was Liliac übersetzt auch bedeutet – füllt Kellermeister Rudi Krizan aber nicht nur Rot- und Weisswein von den 52 Hektar Rebfläche. Den Rosé des Hauses schenkt etwa das Seehotel Neufeld mit großem Erfolg aus, wie Patron Gerald Reisinger letztens erwähnte.
Aber auch Süßwein hat der gebürtige Burgenländer Krizan in die Region Lechinţa gebracht. Muskat Ottonel-Trauben werden dafür auf Schilfmatten bis in den Jänner hinein getrocknet, so wie man das im Seewinkel auch tut. Das ergab einen Schilfwein mit 300 Gramm Restzucker, der aber auch mit 9,2 Gramm Säure aufwartet. Den Nectar of Transylvania hält man in einer kleinen Menge von 4.500 Flaschen vorrätig, dafür aber in einer beachtlichen Qualität: Der 2013er Jahrgang duftet nach Marille, etwas säurige Noten mischen sich unter die satte Honig-Aromatik, Ananas und Kumquats vielleicht.
Das Mundgefühl kann man als äußerst viskos bezeichnen, unter der öligen Oberfläche aber rumort es. Denn von Beginn weg ist eine ganz leichte Säure untergemischt. Das ist selten, meist frischt sie die Prädikatsweine sensorisch erst im Finish auf. Dezent mag diese säurige Note sein, aber sie stützt den rumänischen Muskat – Rum-Rosinen, viel Mango und eine deutliche Honignote werden von ihr ins Finish getragen.
Und warum passt der Nectar zum Sommer? Weil man ihn zum Beispiel nur in eine halbierte Melone füllen muss, um ein perfektes Dessert auf den Terrassen-Tisch zu zaubern. Cavaillon-Melonen wären die idealen Partner, aber auch reife Honigmelonen eignen sich zum Auslöffeln mitsamt dem Süßwein. Wer dazu auch gescheit daherreden möchte: Die ungewöhnliche Kombination geht auf Kaiser Marc Aurels Leibarzt Galenus zurück. Er empfahl zu kühlen und damit die Körpertemperatur senkenden Speisen „wärmende“ Nahrungsmittel. Daher also kamen Prosciutto und Wein zur kalten Melone.
Bezugsquelle:
Liliac, Muscat Ottonel 2013 „Nectar of Transylvania“, ist um EUR 14,90 (0,35 Liter-Flasche) bei Porta Dextra erhältlich, http://shop.haas-haas.at/porta-dextra