Planen kann man das nicht! Am ersten Sommertag dieses Jahres, auch wenn der in den April fiel, präsentierte sich Frankreichs Süden in Wien. Jean-André Charial stellte dabei das Comité Mistral vor. Die vor zehn Jahren gegründete Vereinigung will die Genüsse der Provence weltweit bekannter machen. Von denen die Region weit mehr zu bieten hat, als man ahnt. So ist etwa der Trüffel-Spezialist Plantin dabei, aber auch die Biscuiterie de Provence mit ihren Aperitiv-Spezialitäten wie den elegant durstig machenden Paprika-Keksen.
Und natürlich durfte beim Menü, das der mit drei Michelin-Sternen dekorierte Chef Glenn Viel ausrichtete, der provençalische Rosé nicht fehlen. Der aus „Masterchef“ TV-bekannte Viel kocht im Baumanière Hôtel & Spa nahe der berühmten Ockerfelsen von Le Baux. Es ist das Lebenswerk von Jean-André Charial, der neben der Luxusherberge auch Wein macht. Es sind nur ein paar tausend Flaschen, doch sein „L’Affectif“ 2023 hat es in sich. Man merkt ihm fast an, dass er ein Wein für das Restaurant ist – und ein Inbegriff des Rosé-Stils, der die Provence bekannt gemacht hat. 85% Grenache, 5% Counoise und 10% Cinsault vermählt M. Charial zu einem nach Hibiskus und dem „falschen Pfeffer“ namens Rosa Beeren duftendem Wein. Keine Himbeere, keine Pink Grapefruit, sind zu schmecken. Dafür ein strukturierter Wein, der Blütenaromen und eine animierende, herb-salzige Art mitbringt.
Ebenfalls auf Grenache, wenn auch nur 70% im Blend, baut der Rotwein der „L’Affectif“-Reihe auf. Hier sind es 30% Syrah, die einem gerade herrlich anzutrinkenden 2016er die Würze geben. Preiselbeer-Duft und eine fast balsamisch intensive Art machen Lust auf diesen Wein von Baumanière. „Es sind dritt-befüllte Fässer“, kommentiert der Vorsitzende des Comité Mistral den Holzeinsatz. Denn der stützt bei der 14% vol. kräftigen Cuvée die dunklen Fruchtnoten. Wieder ist da Cranberry, aber auch Brombeere, zu schmecken, der feine Gerbstoff steht diesem natürlich konzentrierten – Charial betreibt starke Mengenreduktion! – Rotwein bestens.
Vier verschiedene Rosés hingegen hatte Laurent Bunan am Start, der die Domaines Bunan repräsentierte. In drei Appellationen (Bandol, Côtes de Provence und Côteaux Varois) ist das 60 Hektar große Familien-Weingut aktiv. Unter den Rosés ragte für uns der Bandol des Labels „Moulin des Costes“ heraus. Der schottrige Kalkboden, auf dem Mourvèdre (35%), Grenache (25%) und Cinsault (40%) wachsen, kommt bereits in der Nase zur Geltung. Kreidestaub reiht sich im Duft gleich hinter die noch grüne Haselnuss ein. Säurige Limette gibt es auch zu riechen, dazu Himbeere in kühle Ausführung.
Auch am Gaumen ist dieser 2023er von den Bunans saftig, verweigert aber Zugeständnisse in Richtung „lieber“ Fruchtigkeit. Hagebutte schmecken wir, eine fast fleischige Konsistenz weist dieser Wein auf, der an Carpaccio erinnert und im Finale dann Roten Apfel zeigt. Auch das mit einem deutlichen „Bitterl“, an das man bei der Apfelschale erinnert wird. So trinkt man gerne weiter vom „Moulin des Costes“-Rosé!
Patricia Ortelli gehört ebenfalls dem Comité Mistral an und ihre Bio-Weine von Château La Calisse haben eine kleine Kult-Gefolgschaft gefunden. Madame selbst ist charismatisch und weiß die Weine zu präsentieren; mit dem Muscat à Petits grains hat sie auch einen echten Schatz im Portfolio. Generell regieren die Blends, das gilt für die Rotweine (herausragend: Syrah–Cabernet 2011) ebenso wie die Weißen. Hier hat es uns der „Étoiles“ 2016 angetan. Er besteht aus Rolle alias Vermentino, Grenache Blanc und Clairette. Der Duft nach Minze und Orangenblüten wird von einer dezenten Marzipan-Note begleitet. Allerdings weist der vollmundige 2016er keine süßen Geschmäcker am Gaumen auf. Butterkeks und Vanille erzählen von der Fass-Reifung, doch die Frucht hält gegen allzu viel Schmeichelei gegen: Passionsfrucht liefert die säurigen Gegenspieler, auch Orange ist im Finale zu schmecken. Das Ganze wird von einem leichten Rauch-Ton begleitet, der diesen Wein der AOP Côteaux Varois en Provence noch attraktiver macht. Es kann schließlich nicht immer „la vie en Rosé“ sein!
Bezugsquellen:
Baumanière, „L’Affective Rouge“ 2016 ist über die Online-Boutique um EUR 23,- zu erwerben, www.baumaniereboutique.com
Domaines Bunan, „Moulin des Costes“ Rosé 2023 kostet EUR 17,- in der E-Handlung des Weinguts aus La Cadière-d’Azur, https://boutique.bunan.com
Château La Calisse, Cuvée „Étoiles“ 2016 kostet EUR 40,- im Webshop der Winzerin, www.chateau-la-calisse.fr