Die Begegnung mit dem „Colombia White“ stand im Mittelpunkt von Teil 1 zu den neuen Tee-Herkünfte, die Haas&Haas führt. Hier ist noch nachzulesen, warum dieser Weiße Tee uns tatsächlich ein neues Land in Südamerika „schmackhaft“ gemacht hat. Doch wie erwähnt stellt Kolumbien nicht den einzigen Neuling in den schwarzen Säckchen von Nini und Eva Haas dar. Auch die Insel Java – an sich ebenfalls für Kaffee bekannter als für Tee – gehört zu diesem Sortiment.
Der Farmer im Westen der Insel hat sich von biologischer zu biodynamischer Wirtschaftsweise weiterentwickelt und sendet seinen „Orange Pekoe“ von einer wald-umschlossenen Höhenlage von rund 1.000 Metern. Tatsächlich ist der Aufguss optisch schon eine Schönheit mit der goldbraunen Tasse, die mitunter fast ins Kupfer-Farbene schimmert. Der Duft erinnert an Roten Apfel, hat aber auch herb-säurige Noten wie die Essigbaumfrucht zu bieten. Eine leichte Brau-Note erinnert auch an – nicht salzige und nicht zu süße! – Sojasauce. Hoch elegant wird der indonesische Schwarztee dann am Gaumen. Hier sind es eher gedämpfte Kastanien, an die man bei der nussig-süßen Tasse denkt. Allerdings zieht sich der leichte Gerbstoff dieses Tees ebenfalls durch den gesamten Trinkverlauf. Anfangs ist es die malzige Note, im Nachklang dann der feine Bitterton, der einerseits den Gaumen reinigt, anderseits aber auch zum Weitertrinken des „Java Orange Pekoe“ animiert.
Als letzten Tee gossen wir auch eine zwar bekannte, aber auch nicht allzu regelmäßig getrunkene Herkunft auf. Nepal wird zwar immer wieder bei den Flugtees – den ersten Ernten, die Kenner lieben – als Herkunft genossen. Doch dieser Second Flush hat eine andere Eigenschaft, die ihn abhebt. Der Zusatz „Muscatel“ klingt nach der Weinwelt und in der Tat sind es Duftnoten, die man aus der großen Rebsortenfamilie „Muskat“ kennt, die hier Pate standen. Ursache der besonders würzigen Tees sind die Terpene, eine aromatische Stoffgruppe, mit der sich Pflanzen gegen Fressfeinde schützen. Und Camellia sinensis var. Assamica stellt dabei keine Ausnahme im Reiche der Flora dar.
Der dunkle Duft dieses Haas&Haas-Tees erinnert zwar auch an Schokolade um die 55% Kakaoanteil, doch flirrt immer ein erdiger und würziger Ton über der Tasse. Er ist umso stärker, je kürzer man den Nepal-Tee ziehen lässt. Doch spätestens am Gaumen wird das „Muskerl“, wie Weinbeisser sagen würden, sowieso unverkennbar. Es würzt den Nachklang dieser Spezialität, die schlank beginnt und einen für Schwarztees unübliche Geschmacksabfolge aufweist. Denn auf einen schlanken Antrunk, in dem allenfalls ein etwas erdig-tabakiger Ton aufzeigt, folgt eine zunehmende Würzigkeit. Wer sich das intensiv wie bei der Muskatblüte (Macis) vorstellt, irrt aber. Der Nachklang im „Muscatel“-Sinne ist weniger spitz und ausgeprägt, er erinnert eher an die nussige Art einer frisch geriebenen Muskatnuss. Vor allem aber bringt er einen langen Ausklang mit, der sich nicht dem Gerbstoff verdankt, sondern seine ganz eigene Note in die Tasse bringt.
Bezugsquellen:
Haas&Haas Tee, „Bio Java Premium Orange Pekoe“ kostet EUR 14,60 (100 Gramm-Packung), „Nepal Shangri-La Muscatel 2nd Flush“ ist um EUR 14,- (100 Gramm) erhältlich, beide im Geschäft am Wiener Stephansplatz oder online, www.haas-haas.at