Es gibt souveräne Staaten, die kleiner sind als der Besitz von Alastair John Morrison, 3rd Baron Margadale – 290 km² auf der Whiskyinsel Islay machen den Lord zum größten Grundbesitzer auf der knapp 620 km² großen Königin der Hebriden. Doch der Name der Familie ist auch mit einem Whisky verbunden, den man selten sieht. Dank eines neuen Österreich-Vertriebs – Vienna Distribution – gibt es diesen Blended Scotch nun auch hierzulande öfter. Der „Islay Mist“ wurde für die Geburtstagsfeier des Lords 1927 erstmals geblendet; die Legende besagt, dass der rauchige Laphroaig den noblen Gästen nicht zuzumuten war. Weshalb man mit Malt Whiskys aus der Speyside und Grain Whiskys ein sanfteres Erscheinungsbild schuf.
Die Marke selbst wechselte öfter den Besitzer und gehört heute zu MacDuff International, einem unabhängigen Abfüller. 30 Jahre wird das Unternehmen heuer und es trägt den Namen von Stewart MacDuff, der mit Charles Murray und Edward Thomson nach Jahren in der Industrie (Mac Duff und Thomson werkte für „Whyte & Mackay“, Murray für „Johnnie Walker“) 1992 seine eigene Firma eröffnete. Neben dem besagten „Islay Mist“, der gleich ins Glas kommt, gehört auch eine der ältesten Marken der Scotch-Welt zum Portfolio: „Lauder’s“, ein Blend aus Highland, Speyside und Lowland Whiskys. 1837 von Archibald Lauder kreiert, sollte er für die damals besonders angesagten, „weichen“ Whiskys stehen. Und tut es heute noch.
Der Gegenpol dazu ist der „Waterproof“ – ein fürwahr ungewöhnlicher Name für Whisky. Doch er erklärt sich aus seiner Eignung, auch bei schlechtem Wetter zu wärmen; gefüllt wird mit 45,8% vol. und die Optik erinnert an den „Mac“, den ikonischen gelben Regenmantel. Doch es an diesen „dram“ geht, wollen wir wissen, was der „Original peated blend“ kann, wie sich der „Islay Mist“ am Label selbst definiert.
Rauchig wie saftiger Schinkenspeck, aber gut dosiert, lässt sich der Islay-Anteil auch sofort erschnuppern. Helle Getreidenoten und etwas Zwetschke sind ebenfalls präsent, auch an Haselnuss-Schnitten könnte man denken. Der 40% vol.-sanfte Blended Scotch schmeckt anfangs nach Honig und Cornflakes, die Würze nimmt aber rasch an Fahrt auf – die Komplexität des Islay Mist zeigt sich im Finish. Da begleitet Schokolade die Röstnoten der Nüsse, der pfeffrige Ton ist sanft und bringt auch indische Gewürze (Bockshornklee-Samen) mit. Final setzt dann wieder der Laphroaig-Anteil seine Unterschrift mit sanftem Rauch-Ton.
Und der „Regenmantel“ unter den Blended Scotchs? Mit seiner gelben Gummilasche am Flaschenhals signalisiert der Waterproof, dass er es nicht so mit dem großen Gewese um schottischen Whisky hat. Was aber nicht heißt, dass nicht schon die erste Duftnote ganz klar einen Mix aus zwei der bekanntesten Duftnoten mitbringt: Malz und Heidehonig, wie die Schotten gerne in Kostnotizen schreiben. Der Honig-Ton ist angenehm, kann aber nicht die Würzespitzen überdecken, die immer wieder durchblitzen. „Thymian“, meldet die Nase dann. Oder auch: Schwarzer Rettich.
Im Antrunk ist auch hier die milde Gangart eingelegt worden, doch der Mittelteil legt sich hier satt – mit Anteilen von dunklen Beeren und Edelnüssen wie Pekan – auf den Gaumen. Dunkle Schokolade kann man beinahe greifen (und wäre auch ein guter Begleiter!). Die hellen Gewürze im Finale – Zimt und etwas Muskatnuss – sorgen für einen wärmenden Ausklang. Aber schließlich soll der „Waterproof“ ja auch ein Schluck für den Flachmann im Dauerregen sein. Kann man sich durchaus vorstellen!
Bezugsquellen:
MacDuff International, „Islay Mist“ 12 years ist um EUR 27,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Whisky.at erhältlich, https://at.whisky.de
MacDuff International, „Waterproof” kostet EUR 29,90 (0,7 Liter-Flasche) im Webshop Experts24, www.expert24.com