Er hat es schlau angestellt, der Markus. Weil er von unserer Schwäche für Whisky mit und ohne „e“ weiß, hat er als erstes den Single Potstill Whiskey ins Spiel gebracht, kaum dass er aus County Kilkenny zurück war. Die Reise nach Österreich trat er mit Destillaten von Ballykeefe an. Und die brennen als erste Farmhouse-Destillerie der Grünen Insel eben auch Whiskey. Aber eben: auch. Denn mit einem weiteren Gin hätte er kaum unsere Aufmerksamkeit gehabt. Zu viel davon ist am Markt und die vielen Verkostungen im fast vollendeten Jahr 2021 zeigten, dass es zwar neue, aber kaum bessere Produkte gibt. Wenn man den Wacholder mit der Geschmackslupe suchen muss, was ist das dann für Gin.
Doch so zogen wir natürlich die klaren Spirits von Morgan Ging, dem Bauern, der destilliert, vor. Um später endlich zum Whiskey zu kommen. Doch schon das erste Schnuppern am Ballykeefe-Gin zeigt, dass hier ordentlich Wacholder – Neigungsgruppe: grün und würzig – in die Flasche kam. Begleitet wird der Aromageber No. 1 von Limettenschale, die wie angekokelt wirkt. Denn auch ein zart rauchiger Ton ist zu riechen. Und lange kann der mit derlei Noten immer „kämpfende“ Mann rätseln, welche Blume da ihre Signatur hinterlassen hat. Am ehesten ist es wohl ein Krokus. Zudem läßt etwas Luft auch Fichtennadeln erriechen.
Sie findet sich dann als harzig-herbe Note auch im Geschmack wieder. Für einen 40%-igen Gin hat er ordentlich aromatische Kraft, auch die Frische und Würze wird nicht nur vom Wacholder getragen, auch wenn es eindeutig ein Gin der Familie „juniper forward“ ist. Ingwer und leicht pfeffrige Noten sorgen mit der Zitrusnote für einen sehr trockenen Gin, der definitiv ein fruchtig-süßes Tonic im „G&T“ verträgt.
Noch interessanter im Glas zeigt sich dann der zweite, limiterte Gin, den geheimnisvollen Namen Lady Desart trägt.Wobei Ellen Cuffe, Countess of Desart, nur ganz einfach die Vorbesitzerin des Guts von Morgan Ging war. Sie ehrt dieser Gin, der wie alle den pflügenden Bauern am Etikett trägt, der stolz die Wiedergeburt des Farmhouse-Distillings symbolisiert. Drei rare Pfeffer-Sorten aus Südostasien sorgen hier als zusätzliche Botanicals für Gaumentango. Bereits der Duft bringt neben der gewohnten „juniper forward“-Note des Wacholders Grünen Pfeffer mit. Die Überraschung am Gaumen stellt der merklich fruchtige Touch dar, der an saftige Orangen anklingt. Immer ist da aber wie ein sirrender Nerv die leichte (und somit: gut dosierte) Pfeffrigkeit zu merken. Sie streift bisweilen an Piment und leichte Lebkuchenwürze an, am Ende bringt der Pfeffer aber einen vibrierend-lebendigen Gin hervor. Der wie gemacht ist für trockene Tonic Waters mit Zitrus-Einschlag.
Und erst jetzt – nach einem schnellen Nippen am für uns zu fruchtigen Wodka (aus irischen Kartoffeln) – kommt der Whiskey ins Glas. Er stammt ganz nach dem Motto „from our field to your glass“ aus Gerste, die Mr. Ging auf seinen Ländereien erntet. Mittlerweile hat die 2016 gestartete Brennerei auch ihren ersten Single Malt am Start. Doch im Grunde ist der Single Potstill der klassische Stil Irlands. Er enthält gemälztes und ungemälztes Getreide und meist auch noch ein „Flavour Grain“, das traditionell Hafer war. Im konkreten Fall zeigt die Nase helles Getreide an, die Noten von Haselnuss, nur ganz zart röstig, sorgen mit dem Malz für eine Art „Toblerone“-Duft. Denn auch leichte Karamell-Töne bringt der Whiskey aus Kilkenny mit.
Im Mund ist er zum Beissen dicht, ein Vorteil der Getreidemischung, der den „braven“ Duft als Tiefstapelei entlarvt. Zumal auch aromatisch eine Schoko-Nuss-Note für Behagen sorgt. Mit 46% vol. gefüllt, hat der jugendliche Irish Potstill auch die nötige Kraft, um in Cocktails zu bestehen. Aufdrängen würde sich ein „Manhattan“, aber auch ein – dann aber sehr würziger! – „Mule“ ließe sich damit einschenken.
Bezugsquelle:
Ballykeefe Distillery, Irish Gin kostet EUR 40 (0,7 Liter-Flasche), der „Lady Desart“-Gin EUR 35 und der Single Potstill Irish Whiskey ist um EUR 82 zu haben, beide im Webshop der Brennerei, https://ballykeefedistillery.ie
[Spezieller Dank an Markus Höller, der nicht nur die irische Reise im Glas ermöglichte, sondern auch die Bilder vom Destillerie-Besuch beisteuerte!]