Das mittlerweile jede Stadt, die auf sich hält, zumindest einen Gin mit lokalen Botanicals vorweisen kann, dürfte bekannt sein. Im Gefolge machen aber auch regionale Tonics von sich reden. Oberösterreich hat mit Seeside und dem Mühlviertler LoRe gleich zwei, die Carnuntumer Tüftlerin Birgit Wiederstein macht ebenfalls eines (namens Stonic). Doch die starke Marke „Tyrol“ knallte erst die Drinkfabrik auf die Flasche. Eingeschenkt wurde es uns von Daniel Grassl, der aus Nordtirol stammt, aber mit seinen Partnern in Südtirol seine Getränkelinie entwickelt hat. In Lana widmet man sich generell der bitteren Seite des Trinkens. „Jedem Produkt haben wir einen Tag zum Verkosten gewidmet“, verrät der smarte Grassl. Denn vor allem der Zucker sollte so niedrig wie möglich ausfallen bei den neuen Fillern für Gin und Co.
Dazu kommt eine Vorliebe für europäische Zutaten, nahezu sämtliche Zutaten „sourced“ man in der Alten Welt. Mit einer Flaschengröße von 0,2 Litern versucht man auch, Verschwendung hinten anzuhalten. Denn das „Norgerl“, das bei größeren Gebinden gerne an der Theke stehen bleibt – man will seinen Gin ja nicht verwässern – will man gern vermeiden. Und der Geschmack? Der ist beim „Tyrol Tonic“ nachgerade klassisch, mit einer deutlichen Schlagseite ins Zitrusfrische. Frische Limettenzeste und den Saft der Zitrusfrucht vermeint man zu riechen, die Gesamtanmutung ist kühl und schon in der Nase merklich wenig süß.
Der Kostschluck zeigt eine druckvolle Kohlensäure, ein weiteres Markenzeichen der Drinkfabrik-Erzeugnisse. Herb grundiert, kommt auch am Gaumen ein zitrusfruchtiger Mix mit leichter Bitternote durch. Ein wenig fruchtige Akzente setzt Mandarine, der Nachklang gehört einem eindeutig herben Ton, der am besten als Grapefruit beschrieben wird. Die trockene Art passt gut zu klassischen Wacholder-lastigen Gins, hilft aber auch fruchtigeren Varianten der moderneren Art. Selbst ein „Pink Gin“ mit Erdbeere wird im „Tyroler“ Serve verträglicher. Weil weniger süß.
Doch das Tonic aus Alto Adige war nur der Anfang. Im Zeichen der Dolomiten, besser gesagt ihres Kalkgesteins (engl.: Limestone) hat man eine Reihe an herben Limonaden entwickelt. Dass Südtirol eines der stärksten Anbaugebiete für Europas Äpfel darstellt, war hier ja schon des Öfteren zu lesen (z. B. bei den reinsortigen Säften Thomas Kohls). Und auch in der Drinkfabrik hat man sich des Parade-Obsts angenommen. In einer nachhaltigen Form, denn der Saft fällt quasi als Nebenprodukt an. Jakob Zuegg aus der bekannten Marmelade-Dynastie bringt ihn aus der Babynahrung-Produktion ein. Was das Püree zum Löffeln zu flüssig machen würde, kommt zur Produktion dieser Limestone-Abfüllung gerade recht.
Vor allem steht mit dem „Bitter Apple“ dann auch eine originelle Alpenversion neben dem alt-bekannten „Bitter Lemon“, das die Drinkfabrik ebenso füllt wie „Ginger Beer“. Der Duft stelle eine Mischung aus prickelndem Apfel und einem Quäntchen Alpenkräuter dar. Druckvoll im Mund, lässt sich ein fast mehliger Apfel-Geschmack erkennen. Dieser Akkord geht aber nahtlos in ein Bitterl über, wie man es vom Tonic Water kennt. Das ist definitiv kein auf Flaschen gezogenes „Obi g’spritzt“, auch keine süße Limo, sondern in der Tat etwas Neues. Wer die polnische Mischung von Wodka und naturtrübem Apfelsaft kennt, wird hier einen neuen Cocktailpartner finden. Aber auch mit gelagerten Spirituosen – Bourbon oder Tequila Reposado würden uns einfallen – macht der „Bitter Apple“ auch diesseits des Brenners gute Figur!
Dem bodenständigen Apfel stehen aber auch einige exotischere Varianten der Filler aus Lana zur Seite. Passion Fruit etwa ist eine expressiv nach Maracuja (und etwas Pfirsichblüte) duftende Abfüllung geworden. Die knackige Fruchtigkeit am Gaumen zeigt herbe und zitrusfrische Noten. Im Verbund mit dieser präsenten Passionsfrucht-Note fällt die Absenz des Zuckers besonders positiv auf – das Finale klingt lange und merklich bitter aus.
Ähnlich gelagert ist ein weiterer Favorit, die Pink Grapefruit. Kühl und zitrisch im Duft wie frisch geschälte Grapefruits duftet diese Bitterlimonade. Diesen Kategorienamen verdient sie, denn Chinin kommt mit seiner herben Signatur bereits in der Nase deutlich durch. Der Kostschluck zeigt einmal mehr die gute Karbonisierung der gesamten Limestone-Range. Sanfter als es der Duft vermuten ließ, fällt der Geschmack aus. Die Zuckerarmut sorgt für klaren Zitrusfruchtfleisch-Geschmack, der sich ungeschminkt und entsprechend lang im Mund ausbreitet. Der Nachklang bringt dann wieder Zesten-Töne mit. Und statt einem „Limestone“ reicht hier einfach ein Eiswürfel im Glas zum Genuss!
Bezugsquelle:
Limestone, „Bitter Apple“ ist um EUR 1,65 (0,2 Liter-Flasche) zu haben, die Varianten „Pink Grapefruit“ und „Passion Fruit“ kosten – wie auch das „Tyrol Tonic“ – je EUR 1,79, alle beim Getränkeversand Weisshaus, www.weisshaus.at