Jetzt muss man mit den Namen aufpassen. Denn die drei Brüder Hannes, Christian und Michael Reinisch sind nunmehr nicht die einzigen Weinmacher am Tattendorfer Johanneshof. Mit der nächsten Generation gesellt sich ein Brüderpaar hinzu: Sebastian und Thomas Reinisch sind die Söhne von Hannes und Anita Reinisch, und stellen mit 19 bzw. 22 Jahren ihren ersten Wein vor. Der heißt „The First“ und setzt die Bio-Bemühungen der Onkel und des Vaters fort. Und doch hebt sich dieser Neuzugang in der Thermenregion nicht nur durch das heitere Etikett ab, das mit seinem Wappentier entfernt an die Spanier von Moltó Negre erinnert.
Denn die beiden entschieden sich bei diesem 2020er Weißwein auch für die Verwendung der ersten Cabernet Blanc-Trauben. Die pilz-widerstandsfähige Sorte (PIWI heißt diese stetig wachsende Sortenfamilie mit den teils schrägen Namen) macht 40% des „The First“ aus, 60% steuert der Sauvignon Blanc bei. Ausgebaut wurde diese lebhafte Cuvée im Stahltank und dazu verlautet noch, dass sie gut zu Spargel oder Scampi passt. In der Tat hat die 5. Generation am Johanneshof ein gutes Händchen bewiesen: Der erste Duft erinnert an intensive steirische Sauvignons mit weitaus höherem Ab-Hof-Preis.
Der Youngster transportiert die Aufbruchsstimmung von Thomas und Sebastian Reinisch auch gut. Der Wein springt einen förmlich an mit der kräutrig-grünen Art, die neben der Grünen Paprika-Note auch kühle und „minzige“ Noten zeigt. Etwas Zitronenmelisse ist da auch zu riechen. Läßt man den Wein gegen seine „easy drinking“-Natur ein wenig im Glas stehen, wird immer klarer auch eine saftige Schwarze Johannisbeere erkennbar. Grüner Pfeffer und Granny Smith bringen dann am Gaumen Frische. Zarte Birnen-Anklänge sind auch da und eine fast burschikose Art. Dazu trägt der Gerbstoffeintrag, den wir einmal der PIWI-Traube im Blend zuschreiben, das Seine bei. Ohne den Cabernet Blanc wäre das ein recht „lauter“ frühlingsfrischer Wein.
So erhält er eine gewisse Struktur, die aber seinen Fluss nicht bremst. „Simplexity“ nennt das der britische Verkoster gerne. Leider übersetzt „Einfachiziertheit“ das nicht so gut ins Deutsche. Versuchen wir’s also anders: Auftakt gelungen, viel Kräuter, Frühling im Glas! Und hoffen wir, dass die nächsten Reinisch-Brüder auch einen roten „First“ folgen lassen.
Bezugsquelle:
Johanneshof Reinisch, Cuvée „The First“ 2020 ist um EUR 8,20 erhältlich, in Tattendorf bzw. im Web-Shop des Weinguts, www.j-r.at