Wartmannsroth liegt abseits der touristischen Hauptrouten. Auch die Eingrenzung „Fränkisches Saaletal“ hilft dem Österreicher nicht viel weiter. Immerhin: Der brave Geographie-Student (oder wackere Biertrinker) weiß nun, dass wir in Franken sind. Genauer gesagt bei „Franziska, die Brennerin“. So personalisiert hat Franziska Bischof die Destillerie der Familie, die sie nunmehr als vierte Generation führt. Und zwar im Haupterwerb, was auch ein Statement in der Region darstellt. Und so sorgt die blonde Frohnatur auch als „Bayern Botschafter“ dafür, dass Touristen Bayern als Genussland kennenlernen, das „traditionell anders“ (so ein Slogan) ist. Schöner Nebeneffekt: Neben den Fruchtessigen von Roland Schmitt (Favorit vom bäuerlichen Betrieb: Brombeer-Essig!) gab es dieser Tage auch zwei Destillate der fränkischen Brennerin zu verkosten.
Der „Pfundskerl“ hat wie alle Destillate Bischofs einen Beinamen. Und dieser Zwetschkenbrand löst ihn auch ein. Breitbeiniger Stand, könnte man schon der ersten Nase attestieren, die frisch und mit zartem Steinton daherkommt. Wir täuschen uns nicht, denn für die Brennerin aus der bayrischen Rhön gehört das Einmaischen mit den Kernen „einfach dazu“. Ein Quäntchen Zimtabrieb garniert das Duftbild. Der Antrunk ist beim 40%-igen Brand sanft und typisch, auch der Fruchtschmelz ist in der Sekunde da.
Die Kraft dieses „Zwetschbamernen“ baut sich nach hinten hin auf. Da nimmt dann auch der Marzipan-Touch an Fahrt auf; allerdings trifft er da schon auf das leicht pfeffrige Finale, in dem auch ein zartes Prickeln von Ingwer oder Sahne-Meerrettich (falls Franzi, die Brennerin dies lesen sollte) – also: Oberskren – mitwirkt. Wie jedes gute Destillat hallt auch dieser Edelbrand lange nach. Und zwar weder scharf, noch hantig, sondern mit reiner Frucht jugendlicher Zwetschken.
Doch auf der Brennanlage werden nicht nur traditionelle Früchte wie die Fränkische Hauszwetschke veredelt. Frischen Wind bringt man mit dem „Florian“-Gin, der mit viel Blüten als Botanicals kreiert wurde, und auch Whisky zählt hier seit den Tagen von Bischof senior zu den Abfüllungen. „Der Schamane“, um wieder auf das klare Design der „Klaren“ aus Wartmannsroth zu sprechen zu kommen, steht aber ganz klar für die nächste Generation. Denn dickköpfig kann „Franzi“ Bischof auch sein, sonst hätte sie auch nicht zum hauptberuflichen Brenner-Handwerk gewechselt.
Und so haderte sie auch länger damit, den „Ingwer für unseren Geist nie aus der Region zu bekommen“. Als dann in der Nähe von Schweinfurt ein junger Bauer in seinem Gemüsebeet auch noch die Knolle in Bio-Qualität kultivierte, fiel die Entscheidung schnell. Der Ingwer von Sebastian Tietze wird allerdings mangels hohem Zucker „vergeistet“, also seine Aromen in Alkohol gelöst und dann der erneut gebrannt. Das Ergebnis erinnert an pures Zitronen-Fruchtfleisch in der Nase. Es sind weniger die erdigen Noten, schon gar nicht das Seifige eingelegten Ingwers (Marke Sushi-Laden), die durchkommen im Duft. Die ätherischen Noten bringen hier in der Tat viel Frische mit und erinnern an „Gunpowder-Tee“, da auch leichte minzige Anklänge im Geist zu erschnuppern sind.
Im Mund äußert sich das als flirrende Zitrusfrische, die irgendwo zwischen Bergamotten-Saft, Limettenzeste und – vor allem! – Zitronengras liegt. Der Ingwer, wie man ihn kennt, liefert allenfalls die Struktur und eine feine, belebende Schärfe, die im Finale dann ein Glanzlicht setzt. Ganz hinten versucht dann noch die erdige Grundierung der Ingwerknolle aufzuzeigen. Zu mehr als einem kurz ausgerufenen „Hier!“, das entfernt an grünen Wachholder erinnert, reicht es aber nicht. Die wärmende, zitronige Macht ist da vor!
„Wer etwa seinen Lachs gerne selbst „aromatisiert“ – das funktioniert mit diesem Geist sicher bestens. Pur zu Fisch, wie die Dänen ihren Aquavit kippen, kann man den Ingwer mit seinen milden 39% vol. ebenfalls empfehlen. Auch für herbe Tees ist ein Schuss vom „Schamanen“ eine willkommene Winter-Infusion. Und wer weiß, was der zauberkundig-pikante Franke noch für Zaubereien drauf hat?
Bezugsquellen:
Franziska, die Brennerin, Ingwergeist „Schamane“ ist um EUR 24 (0,35 Liter-Flasche) erhältlich, der Zwetschgenbrand „Pfundskerl“ kostet ebenfalls EUR 24, beide im Webshop der Destillerie, https://diebrennerin.de
Obstwiese Schmitt, Brombeer-Fruchtessig ist – neben anderen Sorten – um EUR 6,- (200 Milliliter) im Web-Shop der Schmitts zu haben, www.obstwiese-schmitt.de