Dass es ernst wird mit dem Epidemie-Schutz, sah man, als in Italien auch die Cafés schlossen. Kein „calcio“ und kein „espresso al banco“ machten endgültig klar, in welchen Ausnahmezustand das schwerst betroffene Nachbarland geraten ist. Mittlerweile sitzen auch hierzulande viele zu Hause – und nicht nur als Reverenz an das Geniesserland im Süden kann das erste Trinkprotokoll in Zeiten des gesellschaftlichen „shutdowns“ nur mit einem Kaffee beginnen. Schließlich sollten angesichts der längeren Phase im Home-Office auch diese Vorräte aufgestockt werden.
Für Freunde der Bequemlichkeit bedeutet das, sich neue Kapsel-Vorräte anzulegen. Die aktuellen Neuzugänge bei Nespresso wären da eine Option, seit wenigen Woche hat man hier das „italienische“ Angebot ausgeweitet. Nicht der Kaffee selbst von da, aber seine Röstprofile entsprechen den Städten mit der ausgeprägten Espresso-Kultur. Der Weg, der im Schweizer Unternehmen 2013 mit „Trieste“ und „Napoli“ – damals zwei limited editions – begonnen wurde, hat sich zu einer ganzen Range regulär erhältlicher Stile entwickelt, die unter dem Signet „Ispirazione“ (=Inspiration) auf die italienischen Wurzeln verweisen.
Die mittlerweile kräftigste Röstung etwa nennt sich „Ispirazione Napoli“ und sprengt mit der Intensität 13 auf der firmeneigenen Skala die bisherige Obergrenze 12. Parallel zum dunklen „Roast“ Süditaliens kam der „Ispirazione Venezia“, die Hommage an die aktuell von Touristen leergefegte Lagunen-Stadt, auf den Markt. Die ihr zugeschriebene Balance löst für uns aber ein anderer aus der Italo-Inspirationskollektion ein: „Ispirazione Firenze“.
Unter den verfügbaren Stadt-Röstungen (Roma, Palermo und Genova haben wir noch nicht erwähnt) ist er vielleicht der, bei dem man an keine bestimmte Stilistik denkt. Wenn man so will, ist diese Kapsel gefüllt mit den Vorlieben Norditaliens – vor allem eine cremige Süße – und der bevorzugten intensità des Südens. Man braucht derlei verbale Krücken aus dem Marketing aber gar nicht, denn die Sache selbst spricht. Der röstige Duft des Kaffees erinnert an Frühstückscerealien, vor allem aber auch an geröstete Haselnuss. Wobei auch hier in Form von dezenter Nougat-Tönung eine süßere Duftnote durchkommt. Der Geschmack unter der überaus dichten Crema besticht dann mit einer ähnlichen bi-polaren Persönlichkeit.
Zum einen setzen beim „Ispirazione Firenze“ Pekan-Nuss und Schokokekse die dunkleren Töne der Röstung fort. Eine leichte Fruchtsüße, die an Orangengelée erinnert, hält sich im Hintergrund, winkt von da her aber immer hervor. Auch wenn das Finish eine bittere Note mitbringt, ist hier nicht das charakterbildende Element zu suchen. Statt Bitterschokolade erinnert das herbe Finish eher an gegrillte Artischocke. Die Intensität 9, die man Nespresso-intern verliehen hat, soll in diesem Kaffee nicht abschrecken – vielmehr verdankt sie sich dem Verzicht auf Säure in diesem Blend aus 100% Arabica (angegebene Provenienz: Costa Rica und „Südamerika“ – unsere Vermutung wäre Kolumbien).
Entsprechend gut „kann“ der Florentiner Nespresso auch mit Milch und Milchschaum, so man den Kaffee leben lässt und keine Melange damit anrührt. Ein Espresso Macchiato zum Frühstück, vielleicht mit respektvollem Nicken Richtung Italien, gelingt damit aber. Und zwar so, dass er Kaffee-Tanten nicht unterfordert, Novizen aber auch nicht mit Röst-Bittere abstößt.
Bezugsquelle:
Nespresso, „Ispirazione Firenze“ ist um EUR 3,60 (=Schleife mit zehn Kapseln) in den Nespresso-Filialen bzw. online erhältlich, www.nespresso.com