Er hat einen langen Namen, der „Prosecco Superiore di Valdobbiadene DOCG Spumante Brut“. Daher hat man ihm auch den Spitznamen gegeben, der an den Großvater von Alberto, Silvia und Veronica Ruggeri erinnert. Der „Gerardo“ ist ein Schaumwein aus einem alten Weingarten, die teils bis zu vierzig Jahre alt sind. In diesem Teil von Santo Stefano di Valdobbiadene ist man aber auch nur einen halben Kilometer von der Lage entfernt, die Prosecco-Fans schon fast manisch verlangen. Auch die aktuelle Selezione Italia, wie üblich als Messe des italienischen Genusses im Hotel Regina zu Wien ausgerichtet, machte da keine Ausnahme. Schnell hatten die Stammgäste bei Marina und Christian Bauers italophilem Kostslalom die Stationen mit Cartizze ausgemacht. Und zum Glück kamen auch alle Winzer und ihre Flaschen durch den Cordon sanitaire an der österreichisch-italienischen Grenze, den das Corona-Virus notwenig gemacht hat. Auch wenn sich Alessandro Bottignolo, ein anderer Winzer aus Valdobbiadene, mit Schaudern an die zwang-verlängerte Zugfahrt erinnerte.
Doch nun standen die Bottignolo und Ruggeri wie die Sprudel-Säulen des Herkules am Eingang der Verkostung. Und der „Gerardo“ als trockener Vertreter von „Le Colture“, dem Weingut der Ruggeris (1983 gegründet von Vater Cesare), leitet mit Flieder- und Pomelo-Duft ein. Den Tiefgang der Reben und die Würze des Weins daraus deutete ein Zug an, der an frisch geriebenen Pecorino erinnerte. Am Gaumen zeichnet die feine Perlage diesen eleganten Prosecco aus. Der säurig frische Schaum oszilliert zwischen Apfel und Limettenabrieb – und bringt schubweise Erfrischung auf den Gaumen. Feine Salzigkeit im Finale sorgt zusätzlich für Trinkanimo bei diesem „Prosecco Superiore di Valdobbiadene DOCG Spumante Brut“ namens „Gerardo“. Zum Glück hat sich mit Willibald Katschthaler auch ein Importeur für den Edel-Sprudel mit seinen 11,5% Alkohol gefunden
Doch auch der Cartizze muss dort verkostet werden, wo es in gibt. Die 106 Hektar für diese gefragte Hochburg des „Prosecco Superiore“ teilen sich auf nahezu ebenso viele Produzenten auf. Arbeiten auf einem halben Hektar – und dann eben nur ein Ertrag von 1.500 Flaschen ist keine Seltenheit. Auch die Fläche von Le Colture ist nicht viel großer als dieses Weingarten-Handtuch, doch es gibt ein „Aber“: Mit 15.000 Flaschen geht sich – dank Traubenlieferanten aus dem begehrten Cartizze – aber eine größere Menge aus, erklärt Veronica Ruggeri (kleines Bild rechts) beim Einschenken.
Der Duft dieses außergewöhnlichen „Sprudels“ erinnert an Zitronenschaum, Melisse und unreife Pfirsiche. Auch einen Touch Grüne Mango notieren wir uns. Limette und zarte Süße leiten einen Kostschluck ein, der ein wenig in die Irre führt. Denn die immerhin 23 Gramm Restzucker dieses Prosecco sind gut unter der feinen Perlage und dem zitronigen Schmelz versteckt. Erst allmählich wird es fruchtiger – man denke an Passionsfrucht. Entscheidend ist hier die Serviertemperatur. Kalt bleibt der Cartizze der Ruggeris auf „Zug“, zu warm sollte er nicht werden. Dann lässt sich damit wunderbar ein Dessert mit Weisser Schokolade (oder – die Austro-Variante – ein Reisauflauf). Solistisches Genusstrinken des süßen Cartizze ist aber auch nicht verkehrt.
Bezugsquelle:
Le Colture, Prosecco Superiore di Valdobbiadene DOCG Spumante Brut „Gerardo“ kostet EUR 12,90, der Prosecco Superiore di Valdobbiadene DOCG Spumante „Cartizze“ 2013 kostet EUR 19,50, beide beim Linzer Händler „Vinovino“, https://vinovino.at