Eigentlich ist es ein dreifaches „No go“, das Marion und Manfred Ebner-Ebenauer da in ihrem Poysdorfer Keller eingelagert haben: Traminer, an sich schon mit ramponiertem Ruf als blumige-breite Rebsorte gestraft, kommt im Weinviertel in der noch exotischeren Variante „Roter Traminer“ in die Flasche. Da muss man dem p.t. Publikum dann erst erklären, dass das kein Rotwein ist, sondern eben die seltenere Spielart des alten Rosenseifen-Duftspenders aus der Bouteille. Und wäre das nicht genug Kassengift für Normalverbraucher, kommt dann noch die Sache mit dem Unverkäuflichkeits-Prädikat „lieblich“ dazu. Denn 26 Gramm Restzucker machen einen stilistisch nicht gerade leicht verkäuflichen Traminer zum bleischweren Angebot im Weinregal.
Bei den gerade 450 Flaschen – wohlgemerkt keine Bouteillen, sondern 0,5 Liter-Gebinde – ist es aber ohnehin unwahrscheinlich, dass er wo im Regal steht, der Rote Traminer „Maxendorf“ 2018. Und weil die Ebenauers bekannt dafür sind, Dinge zu machen, die ihnen taugen und nicht unbedingt dem Markt (Rosé aus dem Weinviertel hätte sich z. B. auch keiner beim Wein-Christkindl bestellt), gibt es auch diesen Wein. Und er gefiel uns schon als Fassmuster so gut, dass wir es nicht erwarten konnten, ihn gefüllt zu sehen.
Das war nun endlich der Fall. Und der nördlich von Poysdorf in einer nicht gerade Lesehelfer-freundlichen „Suttn“ geerntete „Maxendorf“ kann was! Die warme Südlage aus fruchtbarem Löss, Lehm und etwas Kies brachte 2018 eine herrliche Reife mit. Wer gerne das „cool climate“ des Weinviertels in seinen Stehsätzen führt, sollte da vielleicht mal reinschnuppern. „Barock“ nennt es die Winzerin selbst. Mag sein. Es ist dann aber ein portugiesischer Barockschrank, der in Goa aufgeklappt wurde. Seine exotischen Aromen erinnern nämlich an eine ziemliche Fülle an indischen Eindrücken: Aus dem anfänglichen Mango-Lassi wird über eine florale Zwischenstufe eine reife Banane, die am Ende in einem Schwung von Chai-Gewürzen ausklingt.
Der Gaumen ist ähnlich von dem Spiel zwischen üppiger – aber nie zu süßer! – Frucht und einem würzigen Kern geprägt. Auf die anfängliche Papaya und Nektarine in sehr saftiger Ausführung folgen Mango-Spalten (diesmal eher die grüne, als die vollreif-überstandige Tropenfrucht). Die Süße der 26 Gramm Restzucker setzt hingegen sehr spät ein und kann somit nur mehr wie ein weiteres Gewürz wirken. Vor allem hat da auch schon der salzige Zug des Traminers Fahrt aufgenommen. Das Finale gehört dann einer an Curry-Blätter erinnernden Intensität, die viel weniger süß, als lange anhaltend ausfällt.
Bei uns gab es Lachs-Gnocchi zum Maxendorf, was schon sehr fein passte – der Schmelz des Weines nahm die Molligkeit der Kartoffel-Bemmerl „volley“ auf. Marion Ebner-Ebenauers Speiseempfehlung trifft aber noch besser den Retro-Luxus dieses Weines: Es ist ein Shrimps-Cocktail. Wer solche Speisen liebt, mag garantiert auch den Maxendorf (und wird froh sein, dass es zumindest 0,5-Liter-Flaschen wurden und nicht nur magere 0,35).
Bezugsquelle:
Weingut Ebner-Ebenauer, Roter Traminer „Maxendorf“ 2018 kostet EUR 15,- (0,5 Liter-Flasche) beim Poysdorfer Weinmarkt, https://shop.weinmarkt-poysdorf.at