Den Strudel-Heurigen kannte man südlich von Wien (und in der Bundeshauptstadt selbst) schon in den 1970er Jahren. Heute besticht eher die Käseauswahl beim Alphart am Mühlbach. Cathi Alphart kümmert sich als geprüfte Käsesommeliére darum, dass so manches Exemplar genau rechtzeitig zu den Ausschank-Terminen den Heurigen-Gästen schon entgegenrinnt. Reife ist Trumpf! Das weiß auch ihr Bruder Lorenz, der zuletzt den SALON-Sieg in die Wassergasse holte. Die Chardonnay-Reserve „L“ bringt mit 14,9 Volumsprozent immer noch kühle Noten mit, vor allem aber einen ganzen Korb Tropenfrüchte (wir stellten den Siegerwein hier bereits vor).
Doch Lorenz Alphart ist auch so ein Tüftler, selbst bei der Liter-Ware, den Brot-und-Butter-Weinen für die Gastronomie, denkt er lange nach, ehe er sich bei Flasche und Verschluß festlegt. Und der 30-Jährige geht auch neue Wege, was die Bezeichnung seiner Weine betrifft. Das neue Herkunftssystem tut einfach so, als wäre die Thermenregion eine DAC-Region. Während die Weinpolitik sich also noch über mögliche Sorten streitet (tut sie eh schon Jahre), schafft Alphart am Etikett Ordnung bzw. legt eine dreistufige Pyramide immer engerer Herkunft des Traubenmaterials (Gegend – Ort – Einzellage) vor.
Vor allem die Ortsweine sind da neu; sie markieren auch mit ihrem „geographischen“ Etikett, dass es eine neue Linie gibt. Der Zierfandler aus Gumpoldskirchen streicht dabei in seinem ersten Jahrgang (2018) die Herkunft stärker heraus. In der Nase erkennt man Anklänge an pochierten Pfirsich, etwas Kreide und auch einen feinen Zug von Zitrusfruchtigkeit. Klar kommt hier der Muschelkalk-Boden durch, am Gaumen zeigt sich diese regionale Spezialsorte kühl: Grüne Frische (man denke an Limetten und einen Touch Thymian) bringen einen unverkennbar herben Zug ein, der dem „Zierfandler Gumpoldskirchen“ gut steht. Die leichte Tropenfrucht ist ebenfalls auf der säurigen Seite daheim – wir notierten Maracuja bei diesem lebhaften Weißwein.
Der zweite Ortswein, „Rotgipfler Pfaffstätten 2018“, bringt hingegen die körperreichere Art vom Lehmboden mit. Kokosflocken und Grüne Mango hinterlässt er als Duft-Spur, dazu kommen Kurkuma und Gelber Apfel (im Blind-Test hielt man ihn schon mal für einen reichhaltigen Grünen Veltliner). Die zupackende Tropenfrucht – in diesem Falle Ananas – zeichnet den Rotgipfler auch am Gaumen aus.
Ein gerade bis an die Merkbarkeitsgrenze hingetupfter Gerbstoff und eine feine Säure verleihen dem in den Rieden Pressweingarten und Zistel gelesenen Wein ein animierende Art. Kühle Mango-Noten und etwas Quitte im Finale unterstreicht was Lorenz Alphart empfiehlt: Nämlich den „Rotgipfler Pfaffstätten 2018“ zu Rotem oder Gelbem Curry zu reichen.
Bezugsquelle:
Alphart am Mühlbach, Zierfandler „Gumpoldskirchen“ 2018 und Rotgipfler „Pfaffstätten“ 2018 sind um jeweils EUR 8,50 ab Hof bzw. im Webshop der Alpharts erhältlich, https://alphart.at