Damit keine Namenswitze aufkommen – weicher Schanker und so – stellt man in Porto gleich einmal klar: Das Portwein-Haus spricht sich nicht Cockburn’s mit „CK“, sondern Coburn wie der legendäre Darsteller James Coburn. Denn die Gründer waren Schotten. Robert und John Cockburn kamen als Weinhändler aus Leith, ehe sie sich 1815 im Douro-Tal mit einer Niederlassung festsetzten. Passend zum schottischen Kaminfeuer gibt es auch eine mysteriöse Geschicht0 zu erzählen: Baron Joseph James Forrester, der das Douro-Tal kartographierte, ertrank 1861 in den Stromschnellen von Cachão da Valeira, die er selbst in einem Sepia-Wasserfarben-Bild verewigt hatte. Das ominöse Bild hängt heute noch im Cockburn’s-Keller, der mit neun Millionen Litern (!) Wein den größten Bestand unter den Warehouses von Porto aufweist.
Zu den Fässern, die bis zu 32.000 Liter fassen, gelangt man unter den mahnenden Worten des Gründers Robert Cockburn: „The quality of the wine – that is the first thing to be looked to”. Heute allerdings stellt eine andere britisch-stämmige Familie die Portweine des Hauses her: die Symingtons erwarben Cockburn’s im Jahr 2010 und fügten es ihrem Port-Reich mit Marken wie Warre’s, Graham’s oder Dow’s hinzu. Wir stellten einige ihrer Portweine bereits hier vor. Doch diesmal geht es in die Keller von Vila Nova de Gaia, dem südlichen Teil der Stadt Porto, wo Cockburn’s seine Weine aus dem „Douro Superior“ reift. Dazu finden sich die über 100 Jahre zurückreichenden Abfüllungen (siehe kleines Photo rechts!). In diesen ehrwürdigen Hallen wird auch verkostet und zwar ein Dreier-Flight, dessen Farben man gut am Licht-Tisch des „Super Premium Tasting“ vergleichen kann.
Das Flaggschiff stellt der Port-Typus dar, den Cockburn’s 1969 erfunden hat, die „Special Reserve“. Ein sechs statt drei Jahre gereifter Ruby Port, für den mehrere Erntejahrgänge verschnitten werden, bringt einen recht weinigen Charakter mit. Der heute meist verkaufte „Special Reserve“ der Welt zeigt das mit seinen Noten von Schwarzer Johannesbeere, einem Touch Grappa-Rosine und auch frischem, traubigem Duft vor. Rotweinig im Beginn – man mag an Amarone denken – ergibt sich im Trinkverlauf eine schöne Schokoladenseite, die den Gaumen fast wie Torten-Glasur auskleidet.
Der betonte Cassis-Duft kommt im Mund als Cabernet-artiger Beeren-Schmelz samt der Würze dieser Rebsorte durch. Diese Rebsorte ist natürlich nicht im Blend vorhanden, dafür Touriga Nacional, Touriga Francesa, Tintã Cão, Tinta Roriz und Tinta Barroca. Dennoch ist die Aromatik einem Cabernet Franc nicht unähnlich: Die Fruchtsüße setzt recht spät ein, dafür würzt dieser Cockburn’s im Angang mit Kreuzkümmel und etwas Roter Paprika nach.
Ein Cousin der Solettis: Der „Tawny 20 years”
Der für uns interessanteste Wein der Probe war ebenfalls ohne Jahrgang gefüllt worden, es handelt sich beim „20 years“ aber um einen lange gereiften Tawny, der bei geschlossenen Augen an einen Single Malt erinnert. Die Whisky-Gerüche lassen sich als Salzmandeln, Rote Apfel-Schale und Macis dechiffrieren, dazu kommt auch zarter Zimt-Anklang. Die Würzigkeit dieses recht trockenen Portweins setzt praktisch vom ersten Schluck an ein; Feige und Mandelcreme werden von einer Salzigkeit begleitet, für die man den technisch eigenartigen, aromatisch aber stimmenden Begriff „salziges Malz“ verwenden könnte. „Soletti“ oder Schwarze Bohnenpaste dürften in der Verwandtschaft des „20 years“ zu finden sein, denn die Süße steht hier hinter der Würze. Das Mundgefühl ist allerdings intensiv und würzig. Wenn man so will, ist das der „Umami“-Port.
Der Vintage Port hingegen, der nun im Keller-Labyrinth von Vila Nova de Gaia eingegossen wird, bringt die weinige Seite wieder zum Klingen. Aktuell ist es ein 2007er, der nach Malven und Himbeer-Sauce riecht. Auch Balsamico-Essig mag als Assoziation zu der süß-sauren, in jedem Fall aber intensiven Duftnote hinreichen. Der Vintage-Port füllt den Mund sofort aus, fällt aber herber aus, als es sein fruchtiger Duft vermuten hätte lassen. Hagebutten-Marmelade ist da zu schmecken, vor allem aber reichlich Zwetschke, allerdings der gedörrten Variante. Ab dem mittleren Gaumen setzt auch der Gerbstoff ein, er bleibt dann ein ständiger Begleiter der konzentrierten, dunklen Frucht – und trägt sie in ein Finale, das an einen Espresso erinnert in seiner runden, aber eben auch zart bitter-schokoladigen Art.
Bezugsquellen:
Cockburn’s, „Special Reserve“ ist um EUR 14,50 beim Online-Händler „Portuguese Wine Shop“ erhältlich, https://portuguesewinesshop.com
Cockburn’s, „Tawny 20 years“ kostet EUR 28,76, der „Vintage 2007“ EUR 76,15, beide bei „Iportwine“, https://iportwine.com