Da waren’s plötzlich drei. Während man sich beim erfolgreichsten deutschen Likörexport Jägermeister seit Jahrzehnten auf ein Produkt beschränkte (das „Schlehenfeuer“ sagte nur lokalen Insidern etwas), geht es seit dem Vorjahr beinah rund. Auch wenn die kantige Flasche des „Manifest“ die erste neue Abfüllung abseits der saisonalen „Winterkräuter“ darstellte. Nun legte man in Wolfenbüttel nach und zwar mit dem „Charakter Scharf“, der wegen der internationalen Klientel auch „Hot Ginger“ heißt.
Beide Namen trägt der Neue neben dem obligaten Hubertusspruch („Das ist des Jägers Ehrenschild, daß er beschützt und hegt sein Wild, usw.) auf dem Etikett. Dazu kommt ein Detail, nämlich der etwas niedrigere Alkohol von 30%. Und wo wir gerade bei den Zahlen sind: Idealer Weise sollte der „Hot Ginger“ bei -18° Celsius getrunken werden. Ganz so tiefgekühlt gingen wir es nicht an, doch die Unterschiede sind auch so markant.
Der Duft fällt deutlich „heller“ aus, auch die Gewürze sind andere; weniger bitter und weihnachtlich, dafür frischer und würziger: Zarte Anklänge an Gurkenschale, dazu auch die leichte erdige Schärfe von Galgant, zeigen an, dass man hier doch am Jägermeister geschraubt hat.
Dem nussig-süßen Antrunk entspricht aber auch im Mund ein anderer Eindruck als beim Original. Einige Testpersonen rund um uns, die sich als Nicht-so-Fans des Wolfenbütteler Likörs bekennen, merken das besonders. Die reduzierte Süße und vor allem der zurückgenommene Sternanis-Ton kommt an. Und was gibt es stattdessen? Nun, der „Scharf“ bringt Orangenschale, Zitronenthymian und geriebene Muskatnuss mit, die den Anis-Ton in den Hintergrund schieben. Das fällt vor allem im lange nachklingenden Finish auf. Hier wird es das erste Mal deutlich aber nicht unangenehm Ingwer-scharf. Wer mag: Mit einem Schwall Ginger Ale wird daraus gleich ein Longdrink!
Bezugsquelle:
Jägermeister, „Scharf Hot Ginger“ ist um EUR 16,99 (0,7 Liter-Flasche) beim Meinl am Graben bzw. online erhältlich, www.meinlamgraben.at