Seit den Tagen der Zisterzienser-Mönche, die ihre Lieblingtrauben aus Frankreich mitbrachten, blühen in der Thermenregion die Burgunderreben. Gemeinhin mit den St. Laurent- und Pinot-Spezialisten in Tattendorf assoziiert, widmen sich auch weiter westlich Winzer diesem Erbe. Wie gut etwa der Traiskirchner Josef Piriwe mit dem Chardonnay umgehen kann, zeigt ein Kostschluck seines 2014ers. Der „Tradition“ bringt auch in diesem verwaschenen Jahr eine Cremigkeit mit, die selten ist in diesem Jahrgang.
„Gegenarbeiten muss man halt“, meint der coole Thermenregionswinzer und meint damit sowohl den biologischen Säureabbau, den er dem Chardonnay angedeihen ließ, um ihn wenig „spitz“ zu machen, aber auch das Rühren der Hefe. Das ergibt einen Wein, der nicht den tropischen Fruchtkorb reifer Jahre mitbringt, aber schon schön stoffig ausfällt. Der Duft erinnert an gelbe Äpfel und etwas Zwiebelmarmelade, so schwankt er zwischen fruchtigen und würzigen Noten. Die Kühle des Jahrgangs wirkt sich in frischen Aromen aus, Limetten-Abrieb, aber auch Karambolfrucht notierten wir. Der erste Schluck bringt mit Honigmelone und Orangen auch eine etwas kräftigere Aromatik, die Abteilung exotische Früchte stellt sich jetzt auch ein: Kühle Ananas, Grapefruit und ein Hauch von Mango, auch hier eher geeist als strahlend reif wirkend, sorgen für sortenspezifische Noten. Die Säure steht ihm daher ganz gut, sie begleitend den „Tradition“ zart herb in den Abgang.
Dabei befinden wir uns erst auf der zweiten Sprosse der Chardonnay-Leiter, die Piriwe mit uns hinaufturnen wird. Den Anfang machte der Esprit, ein cremig-saftiger Einstieg mit zartem Vanille-Ton und Walnuss-Einsprengseln. Aus der Lage Bründlbach hat der Winzer auch noch zwei „Selektionen“ mit, die 2013 bzw. 2011 geernet wurden. Und dann ist da noch der 2012er Bründlbach Grand Reserve. Mit dem 2013er Chardonnay kommt ein balancierter, aber noch nicht ausgereifter Wein ins Glas. Ananas und Röstzwiebel, dazu ein Hauch von Marzipan, weisser Schokolade und Bananenmark lassen auch im Blindtest auf einen kräftigeren Burgunder (13,5%) tippen. Schmelzig am Gaumen, setzt sich auch hier die Bananen-Note an die Spitze der gelbfruchtig-intensiven Aromen. Bei aller Kraft kommen auch würzigere Akzente zwischen dem Tropenfrucht-Feuerwerk zum Vorschein, gelbes Curry etwa. Dass Zuwarten hier eine gute Idee darstellt, zeigt der zwei Jahre ältere Bründlbach Selektion.
Der 2011er zeigt den vollen Schmelz im Duft, geröstete Butter, aber auch „Stollwerck“ pur sind die karamellig-röstigen Noten, zu denen sich Mango und etwas Puffreis gesellt. Am Gaumen fällt einem unwillkürlich ein Fruchtplunder ein: Die cremige Art, die Vanille, aber vor allem die saftige Fruchtigkeit von Ananas, in die sich dunklere Obst-Aromen (Kirsche) mischen zeigt einen Wein am Punkt. Der hohe Alkohol – 15% – schiebt lediglich gegen Ende ein wenig an. Dennoch zeigt sich hier die Kunst, einen solchen Wein nicht zu überholzt und fett wirken zu lassen.
Vom Jahrgang her zwischen diesen Chardonnays liegt die 2012er Grand Reserve Piriwes. Hier überwiegt die Würze aus den kalkigen Gumpoldskirchner Böden. Salzig schon im Duft, weist er fast den „Soletti“-Ton von reinen Muschelkalk-Lagen auf. Punkto Frucht dominieren Ananas und Blutorange, auch etwas röstig-nussige Töne mischen sich darunter. Am Gaumen erreicht die Würzigkeit einen neuen Höhepunkt, zwischen all der Salzigkeit denkt man kurz an getrocknete Sellerie, so erdig-würzig kommt der Wein daher. Schon recht gut antrinkbar, ist auch die Säure noch vorhanden, die eine solche finessenreiche Aromatik um eine gewisse Frische auch noch bereichert.
Der π-onier mit der Wienerwald-Eiche
Mit dem Pinot Noir hat seinerzwit schon Piriwes Vater experimentiert, doch die 1961 gepflanzten Stöcke haben sich nicht so ganz bewährt. Mittlerweile sorgt ein recht hoch gelegener Weingarten in Pfaffstätten für Lesegut von der Diven-Rebsorte. 2008 startete mit diesem Wein ein hölzernes Experiment, bei dem zum französischen Seguin Moreau-Fass auch ein heimisches Gebinde, aus Eichenholz vom Wienerwald gefertigt, zum Einsatz kam. Der Anteil dieses Fasses wurde beim Pinot Noir Selektion rasch auf zwei Drittel erhöht, die großporige Eiche taugt dem Winzer. Und so hat er sie auch beim Top-Brugunder, der nur in den besten Jahren gefüllt wird, eingesetzt.
PI wie Piriwe, aber auch wie Pinot Noir bzw. die magische Kreis-Konstante π der Griechen, heißt dieses rote Flaggschiff. „Zehn mal π„, beträgt auch der Preis des Rotweins, der gern auch ein wenig kühler serviert werden darf. „Rauchig-speckig-schwartig ist nicht mein Ding“, meint der Winzer, weshalb auch das Toasting der verwendeten Fässer eher sanft ausfällt. Der Burgunder braucht Finesse und soll trotz der recht langen Lagerzeit – 20 Monate im kleinen, 10 weitere im großen Holzfass – ja nicht von Fassnoten überlagert werden.
Der 2012er „PI“ (oder eben: π) riecht, wie man das von einem roten Burgunder erwartet: Beerentöne, vor allem reife Erdbeeren, und ein Anflug von abgestandenem Rumtopf, dazu deutliche Würzenoten eines Bouquet garni und von Selleriesalz. Kühl und filigran zeigt sich dieser Rotwein am Gaumen. Die leichte Holznote sorgt für etwas Schokolade und Rum, die Frucht bringt wieder einen Beerenmix, erweitert um etwas Rosine, mit. Bitterschoko und Beeren sorgen also für das aromatische Rückgrat, während die noch jugendliche Säure und der schwarze Pfeffer im Finish für Frische sorgen. Großes Potential zum Einlagern ist bei diesem Pinot jedenfalls gegeben. Denn auch ein Vorgänger-Wein, der 2009er PI, der ab Hof längst vergriffen ist, zeigt immer noch Jugend. Mit säurig unterlegten Himbeeren und der Würzigkeit grünen Pfeffers unterstreicht auch er Piriwes burgundische Kompetenz.
Bezugsquelle:
Josef Piriwe, Chardonnay „Esprit“ 2014 kostet EUR 7,90, der Chardonnay „Tradition“ 2014 EUR 12,50, der Chardonnay Bründlbach „Selektion“ 2011 bzw. 2013 ist um jeweils EUR 21 erhältlich, die Chardonnay Bründlbach „Grand Reserve“ 2012 um EUR 28 – und der π (Pi) ist um EUR 31,41 erhältlich, alle ab Hof, www.piriwe.at