Ein bisschen erinnert die Geschichte von „To Øl“ an die TV-Serie „Breaking Bad“. Mikkel Borg Bjergsø allerdings bewegt sich völlig im legalen Raum, er mutierte nur vom Mathematik-Lehrer zum Brauer. Und auch seine Schüler, quasi die dänischen Jesse Pinkmans, Tobias Emil Jensen und Tore Gynther kamen auf den Geschmack. Ab 2005 experimentierten sie mit dem damals noch aktiven Lehrer in der Schulküche, um Alternativen zum Lager-Bier, das alle drei verabscheuten, zu finden. Das 2010 gegründete Unternehmen unter dem Namen „Zwei Bier“ (dänisch: To Øl) wuchs so schnell, heute dass auf der Homepage Österreich noch nicht einmal bei den 30 Exportländern der Kopenhagener aufscheint.
Wie auch Bjergsøs „Mikkeller“-Bier entstehen die Produkte von „To Øl“ in keiner eigenen Brauerei. „Wir sind Gypsy-Brewer und stolz darauf“, argumentiert das Duo nicht nur mit Qualität und Abwechslung, sondern auch mit der sozialen Komponente beim Brauen. To Øl-Bier ist per definitionem kräftig (“potent”, nennen es die Dänen), provokativ und soll nicht im Supermarkt erhältlich sein – falls dies bedeuten würde, Kompromisse von den beiden Brauern zu verlangen. Der Spaßfaktor zählt also, was nicht zuletzt das Artwork der Brauerei von Kasper Ledet unterstreicht: Auch hier folgt man dem Zugang von Lehrmeister Bjergsø – keine Sorte sieht aus wie die andere.
Das „Double India Pale Ale“ mit dem schönen Namen „Final Frontier“ zeigt die Grenzgänger-Mentalität von Jensen und Gynther schön auf. In der belgischen „De Proef Brouwerij“ in Lochristi-Hijfte gebraut, hat es quasi zwei Gesichter. Ananas und Mango erwartet man ja bei einem IPA im Duft; vor allem die Mango wird mit etwas Luft immer intensiver. Dazu kommt aber auch Honigmelone und Nashi-Birne (wenn man sie nicht kennt: ein deutlicher Frische-Ton plus Saftigkeit). Der Antrunk hingegen ist fast herb zu nennen, die drei Hopfenarten Simcoe, Centennial und Columbus drehen ziemlich auf. Viel Malzgeschmack, Kakao und etwas Pfirsich bleiben lange am Gaumen, im Finale kommt dann nochmals eine leichte exotische Note (ja, ja, die Mango) durch. Ein Bier, um den Abend zu beschließen. Und man wird gut schlafen nach diesem dänischen Espresso-Ersatz.
Wer es noch schokoladiger will, dem hat das dänische Duo ein „Goliat“ gebraut. Als Imperial Stout mit schlanken 10,1 Volumsprozenten duftet das Bier nach Zimt, Schokopudding in Reinkultur und auch nach der skandinavischen Pfefferkuchen-Gewürzmischung. Süß wie erwartet ist dann auch der Antrunk, doch es lösen sich Kakao, Bergamotte und Schwarztee (ergibt also „Earl Grey“-Flavour) und wieder Weihnachtsgewürze aus dem ersten Eindruck. Ähnlich verwandelt sich die cremige Art in einen herben Nachtrunk. Zu salzigem Fisch, gereiftem Hartkäse und Desserts mit Vanille eine sichere Bank!
Bezugsquelle:
To Øl, „Final Frontier Double“, ist um EUR 5,35 bei Ammersin erhältlich, das „Goliat“ um EUR 8,80, www.ammersin.at