Die Shiraz Brothers sind Geschichte, die Rebsorte, die den Namen für das Weingut gab, aber nicht. Denn Gerhard Pfneisl kümmert sich im Mittelburgenland immer noch um die Rebsorte. Die typische Eukalyptus-Note springt einen anfangs beim 2013er fast an; „Sportgummi“, rufen die älteren Semester angesichts des kühlen, würzigen und leicht mentholigen Dufts. Je mehr Luft er bekommt, desto mehr brechen die Aromen Schokolade (sehr bitter!) und Espresso durch. Auch im saftigen Kostschluck findet man sich bald beim Kaffee wieder. Für fruchtige Akzente sorgt eine säurige Himbeer-Ader, doch dann schlägt wieder die Stunde des Hustinetten-Bärs: Kräutrig, mit zart harzigen Noten, klingt der 2013er Shiraz aus.
Wir befinden uns übrigens in Kleinmutschen, dem Sitz des Weinguts, genauer einem auch nach zehn Jahren Betrieb zeitlos wirkenden Flachdach-Bau mit der markanten Ansage „Born 2 make wine“ auf der Glasfront. Die Stare picken gerade die Reste von den Weinstöcken. Die kommen mittlerweile auch in ein interessantes Alter – vor 25 Jahren startete man mit dem ersten Wein, die Finesse der heutigen Abfüllungen war damals mit den jungen Anlagen nicht möglich. Doch auch der Stil des Hausherren – „ich war Holzfetischist, das gebe ich zu“, lacht der Winzer – hat sich verändert. Mittlerweile freundet er sich mehr und mehr mit den 500-Liter-Fässern an. Und der Blaufränkisch Reserve, mit dem man soeben als Sieger unter 67 Einreichungen des „Turniers“ der Pannonischen Weinritter hervorgegangen ist, zeigt, dass auch dieses Gebinde dem ehemaligen Barrique-Verfechter liegt. Kühle Kirschfrucht, viel Veilchen-Duft und auch eine ätherisch-kräuterige Note (am ehesten Minze) prägen die Nase des 2013ers. Sortentypisch beginnt der Blaufränkische auch am Gaumen, doch die saftige, fast schmeichelnde Fruchtigkeit, man denke an Zwetschke mit etwas Marzipan unterlegt, weicht bald einer Würzigkeit, die man eher weiter südlich im Burgenland verortet hätte. Lorbeer, schwarze Nüsse und eine dunkle Art, die vom Gerbstoff im Finish noch unterstrichen wird, machen ihn jetzt schon vielschichtig. Die Jugendlichkeit und Würzigkeit tragen ihn noch einige Jahre, ein Wiedersehen in zwei Jahre macht sicher Freude.
Als Weingut im Weingut hat sich Tochter Lisa Pfneisls Linie Offspring etabliert. Vegan zertifiziert, markant im bunten Wickelpapier und leistbar, liegt der Fokus auf Zugänglichkeit, um nicht das englische Wörtchen „drinkability“ zu bemühen. Nach dem duftigen Sauvignon blanc/Veltliner-Blend mit der beachtlichen Süffigkeit und den roten Offsprings, einer Blaufränkisch/Zweigelt-Cuvée folgte reinsortiger Merlot, steht nun ein gänzlich anderer Roter im schwarzen Seidenpapier vor uns. Mit einem Erntedatum 2011 stellt er eine Kombination dar, die Vater Gerhard nicht behagte. Cabernet im amerikanischen Eichenholz, geht gar nicht!
Das erste Ausatmen aus dem Glas birgt Würze pur – grüner Paprika, geräuchert und gerieben. Dann kommen die bitteren Schokolade-Noten durch, ehe der 2011er seine zugänglichere Seite offenbart. Die lebt von Vanille aus der langen Fasslagerung. Am Gaumen ist es eine kühle Kirschfrucht, die den Anfang macht, ihr folgt eine zarte Würze, die noch Zeit braucht, sich auszudefinieren.
Dagegen stellt Vater Pfneisl „seinen“ aktuellen Cabernet, er stammt aus dem Jahrgang 2013 und hat eine zugänglichere Ader. Paprika-Pulver gibt es, der Sorte geschuldet, auch hier, allerdings ist es roter Paprika, der sich über die Kirschfrucht legt, die mit ihren Vanille-Duft-Schüben bisweilen an Schwarzwälder Kirsch-Torte erinnert. Die leicht jugendliche Säure des 2013ers begleitet ein Potpouuri an roten Früchten, wieder Kirsche und etwas Ribisl ist dabei, aber auch eine kühle Art, die ihm einen guten Zug verleiht. Für die lange Strecke, ja, da würden wir doch zu Lisas Offspring-Variante tendieren. Schön, wenn man die Wahl hat.
Bezugsquellen:
Gerhard Pfneisl, Shiraz 2013 ist um EUR 21, die Blaufränkisch DAC Reserve 2013 um EUR 17 erhältlich und der Cabernet Sauvignon 2013 um EUR 12 jeweils ab Hof, www.weingut-pfneisl.at
Offspring (Lisa Pfneisl), Cabernet Sauvignon 2011 ist um EUR 28 ab Hof erhältlich, www.offspring-wein.com