Zum wiederholten Male sei zur Ehrenrettung des Neuburgers ausgezogen. Der Anlass dafür ist jener Wein, den Günter Schönberger seit einiger Zeit einzeln abfüllt, nachdem er zuvor seiner weißen „Herbstcuvée“ das Rückgrat verlieh. Die Lage heißt nicht nur Waldacker, sie bringt auch kühle Noten in den Wein, der alles andere ist als ein beliebiger junger Spaß, wie einem oft beim Heurigen über die Sorte erzählt wird. Vergoren wird der Mörbischer Neuburger nämlich in großteils mehrfach gebrauchten Barriques, nur 15% sind neue Fässer, dementsprechend tritt die Nase auch ohne Holztöne auf.
Dafür halten sich zarte Birne und Ringlotte, Papiernuss und ein „Baiser“-Ton die Waage im Duft. Am Gaumen hingegen schlägt dann die Fasskraft und das Rühren der Hefe zu: Cremig und schmeichelnd ist der erste Eindruck vom „Waldacker“. Erst ab der Mitte stellen sich die sortentypischen Aromen ein, das „Nusserl“, im konkreten Fall geröstete Haselnuss, kommt überhaupt erst im Finale zum Tragen. Davor präsentiert sich der Neuburger kräuterwürzig, auch gelbe Kiwi schimmert durch, in jedem Fall kommt die Knackigkeit des Weines erst nach dem ersten Creme-Ton zum Tragen.
Wäre der Waldacker eine Wetterlage, würde man von Inversion sprechen; so verkehrt er das Bild der Sorte. Allerdings zum Guten: Knackigkeit ja, aber nicht zu verwechseln mit Beliebigkeit. Der Fasseinsatz, den man nicht merkt, eine Domäne der Franzosen, wenn es um Weißwein geht, wurde hier perfekt angewendet. Egal, wie man es aber nennt, eine Top-Beispiel für die viel zu oft „vercuvéetierte“ Sorte stellt der „Waldacker“ jedenfalls dar.
Bezugsquelle:
Weingut Schönberger, Neuburger „Waldacker“ 2011, EUR 14 ab Hof, www.weingut-schoenberger.com