Während kein Kaffeeröster mehr ohne ein paar Worte zu fairem Lohn und Bioqualität auskommt, schwieg man zu einem Problem völlig. Dabei zeigen meist die ersten Powerpoint-Folien aus den Anbaugebieten Mittelamerika, Vietnam oder Äthiopien, dass Tonnen-weise biogener Abfall entstehen muss: Denn die Europäer werfen von der Kaffeekirsche nur den Kern in ihre Espressomaschinen. Die einst roten Schalen bleiben vor Ort liegen. Für die „Alt Wien“-Röster Oliver Goetz und Christian Schrödl, die schon Bio- und Fair Trade-Kaffee mahlten, als das noch niemanden interessierte, ein unhaltbarer Zustand, den man 2013 beheben wollte.
Ergo gibt es „Cáscara“, den brasilianischen Kaffee-Tee: Zehn Minuten werden die getrockneten Kaffeekirschen von Biopionier Henrique Slopers Plantage dafür aufgebrüht. Der Duft des so entstandenen Getränks hat bereits völlig eigenständige Noten zu bieten, man denkt an Sandalenleder, Hibiskus, vielleicht auch Rooibos-Tee. Am Gaumen hat man dann auch Kontakt mit Kaffee-Aromen, allerdings eher mit denen einer schon kälteren „Schale Gold“, der Koffeingehalt muss ja irgendwo durchkomme
n. Die herbe Grundtendenz erinnert entfernt an Hagebutten, irgendwie musste ich auch ständig an Guarana-Extrakt denken, aber da spielten die Synapsen vielleicht wegen der brasilianischen Herkunft des Cáscara einen Streich.
Für einen Energiekick, der ohne Zuckerzusatz und stylische Dose auskommt, eignet sich das Getränk optimal, die Geschichte dahinter ist ohnehin ehrenwert und spannend. Und schließlich soll man als Getränkeblogger ja nicht nur dem
„Teufel“ Alkohol das Wort reden. Schneller hab ich noch nie einen Neujahrsvorsatz umgesetzt.
Bezugsquelle: Rösterei Alt Wien, „Cáscara“ (70 Gramm), EUR 5,90 im Geschäft in der Wiener Schleifmühlgasse bzw. www.altwien.at