Da war sie wieder – die Bier-Box, mit der Österreichs Mittelbau in Sachen Hopfen&Malz, die CulturBrauer, Weihnachten vorverlegen. In der heurigen Neuner-Schachtel bildet sich ein Trend ab, daher sind es weniger Bock- und dunkle Biere als in den Jahren zuvor, die Vielfalt reicht vom fruchtigen Weizen bis zum mächtigen Samichlaus aus dem Schloß Eggenberg, das am 6. Dezember gebraut, natürlich in eine „Winterbox“ gehört. Hier ein paar Notizen, was uns heuer besonders schmeckte.
Das Trumer Imperial wurde in diesem Blog ja schon vorgestellt, auch die Premiere eines IPA von Zwettler (das „Sanjana“) kennen Stamm-Leser. Aus der steirischen Brauerei Murau kommt eine weitere Premiere, denn hier hat man erstmalig die Technik des Hopfen-Stopfens (auch: Kalt-Hopfung genannt) zu Hilfe genommen, um eine ausgeprägteres Hopfenaroma zu erzielen. Beim Murauer „11/11“ verzichtete man aber auf die extrem aromatischen US-Sorten. Diese gerne im IPA verwendeten Fruchtbomben hat man hier zugunsten von Hallertauer Tradition und Hallertauer Magnum, also Sorten aus dem (noch) weltgrößten Hopfenanbaugebiet, hintangestellt. Als dritte Variante kommt noch der Centennial zum Einsatz.
Statt Mango und Orange herrscht hier die feinere Klinge: Gelber Apfel (Golden Delicious), säurige Ananas, vor allem aber Pomelo machen den Duft aus. Am Gaumen ist das recht helle Bier wieder dezent fruchtig. Fast wirkt es wie ein Weizenbier (eine Bananen-Note meldet sich im Abgang), wenn da nicht die deutliche Melonen- und Apfelaromatik wäre. Die Bittere stellt das eigentliche Atout dar, sie ist fein wie bei einem Pils, auch wenn die leicht exotische Aromatik in eine modernere Richtung weist. Und weil gerne beklagt wird, dass es zu wenig leichte Biere – gefühlter Trinkeindruck, nicht nomineller Alkohol zählt hier – im Craft-Taumel gibt: Hier haben wir ein solches, wenn auch mit 5.2% Alkohol.
Leichter im Alkohol, aber gefühlt deutlich intensiver ist der heurige Beitrag aus Schrems. Karl Theodor Trojan legt mit dem „Vienna I. P.“, das auch das Riesenrad im Etikett führt, seine Interpretation eines Wiener Lagers vor. Unfiltriert, kombiniert es Pilsner, Wiener und Caramel-Malze, die in ihrer Kombination beim Kosten ein wenig an Roggenmalz erinnern. Die Nase des mit Cascade kalt gehopften „Vienna“ erinnert an einen satt-grünen Balkon voller Kräuter (Petersilie, Basilikum), bringt aber auch den Hopfen deutlich hervor und auch ein wenig Bitterorangen-Zeste merkt man. Cremig und vollmundig im Antrunk, formt sich aus der Würze des Hopfens und dem Malz eine Aromatik, die man am besten mit Laugengebäck umschreibt. Denn die merkliche Bittere geht nahtlos in das Malzige über, dazu kommt ein vor allem im Finish deutlicher salziger Zug. Ein fraglos ungewöhnliches Bier, das Trojans oberstes Gebot (Harmonie!) unterstreicht.
Mandarinen aus Vorarlberg, Bitter-Schokolade aus OÖ
Zitrusfrüchte erwartet man bei einem Bier namens „Mandarin Weizen“ fast zwangsläufig – und die erste Nase enttäuscht nicht. Das obergärige Weizen der Mohren-Brauerei bekommt mit der Neuzüchtung Mandarina Bavaria das hopfige Leben eingehaucht. Wie einst die Dosen-Mandarinen vom Hofer (was man als Kind alles liebt!) riecht das mit Aromahopfen gebraute Vorarlberger Weizenbier. Dazu kommt der brotige Duft, den wir gerne mit Cornflakes oder Weißbrot-Kruste umschreiben sowie eine dezente Bananen-Note. Cremig im Mundgefühl bleibt es bei dem satten Akkord von Pink Grapefruit und Mandarinen-Schalen, der die von Brauerei-Chef Heinz Huber gegebene Speisenempfehlung unterstreicht. Zu asiatischen Gerichten, namentliche gelbem Curry, passt das Mandarin Weizen gut.
Schwarzbrot, Kakao-Pulver und Zichorie – man merkt sofort, dass wir in die zweite Hälfte der Craft-Box eintauchen. Denn neben all den hopfengestopften Bieren gibt es auch welche, in denen das Malz der King ist. Der Zillertaler Gauder Steinbock, im Fass nachgereift, gehört in diese Ecke.
Aber auch der Freistädter Beitrag, dessen Name – Black Bock – ohnehin wenig Fragen offen lässt, paßt gut in eine winterliche Bier-Auswahl. Der oben erwähnten tief-dunklen Duftmischung folgt bei dem 7,1%-igen Bier aus Oberösterreich eine unerwartete Süffigkeit. Bei aller Aroma-Führung, die das Malz (Pilsner und einige Spezialmalze, über die Ewald Pöschko schweigt) über hat, kommt auch der Mühlviertler Hopfen – Aurora und Tradition – immer wieder durch. Das kastanienbraune Bier wirkt auch recht cremig, die Speisenempfehlung Blauschimmel-Käse kann man nicht nur deshalb unterstreichen. Auch die dezente Süße, die aber immer von der Bittere „abgefangen“ wird, kann sicher gut mit würzigem Käse. Um es mit einem Vergleich zu sagen: Das ist eindeutig Bitterschokolade, keine Milchschoki für Kinder.
Bezugsquelle:
Culturbrauer, Craft Beer-Box „Winter“ ist österreichweit in ausgewählten Filialen bei Billa, Spar, Interspar, Eurospar und Merkur um EUR 15,90 erhältlich, www.billa.at bzw. www.spar.at