Mathieu Perrin trägt den gleichen Nachnamen wie jener Mann der bereits 1970 (!) das Château de Beaucastel auf Biodynamie umstellte. Opa Jacques Perrin wird in den besten Jahren durch einen gleichnamigen Wein geehrt, den „Hommage“ aus den ältesten Mourvedres gibt es aber nicht jedes Jahr. Begonnen hat die Geschichte des Weinguts aber bereits unter Ludwig XIV, der als kleines Lockangebot an den Gutsherrn (er sollte einen militärischen Job übernehmen) 100 Hektar im Rhone-Tal als Lehen vergab. Und auf denen macht die Familie Perrin, die später das Anwesen erwarb, heute in der sechsten Generation Wein, einige davon hatte Monsieur Mathieu letztens im Gepäck.
Während der „Beaucastel blanc“, eine Cuvée aus 80% Roussanne, 15 % Grenache blanc und 5 % Sortenmix, nicht ganz überzeugte, merkte man die Klasse des „Vielles Vignes“ sofort. Der weisse Wein, von dem es maximal 4.000 Flaschen jährlich gibt, stammt aus 90 Jahre alten Roussanne-Stöcken. Eine Nebenbemerkung verrät einiges über das Alterungspotential: „Nie zwischen dem fünften und zwölften Jahr trinken“, rät Perrin. Weniger aus Aberglaube, sondern weil hier der Wein stark oxidativ wirkt, das sich danach wieder gibt. Aktuell kommen Sesam, Rumpflaumen und viel Würze im Duft durch, der erste Gaumeneindruck besteht in einem kräftigen, fast adstringierenden Schluck, der sich gegen Ende in eine salzige Note verwandelt. Ein kräftiger Wein, der ideal zu Olivenöl passt und viel Klasse besitzt.
Weltbekannt ist das Haus aber für die Rotweine, wie der 2009er Châteauneuf-du-Pape zeigt, auch zu Recht. Unglaubliche 15 Rebsorten, die meisten wenig bekannt außerhalb Frankreichs, stecken in dem Glas mit dem vielschichtigen Duft nach Leder, Kotanyi-Paprika und Nougat. Nicht minder komplex ist er am Gaumen, neben Ziegelstein und weissem Pfeffer kommen immer wieder grüne, würzige Aromen (Estragon und Minze) durch, immer feingliedriger wird der Wein gegen Ende, ein fast ätherisches Entschweben.
Komplex dann auch der 2005er, der Geranien, zartes Raucharoma, Marzipan, Estragon, aber auch Champignon und Waldboden in seinem Duft vereint. Das schlanke Mundgefühl täuscht nur kurz, denn plötzlich füllt sich jede Papille mit Walderdbeere, dazu kommt Paprika, Leder und eine Fülle von Gewürzen, vom weissen Pfeffer bis zum Piment. Was schlank begann, endet scheinbar gar nicht. Stilistisch ein Erlebnis, wie man es eventuell noch vom Nebbiolo kennt. Mathieu Perrin erklärt dies mit dem großen Gefühl, das man für das Kuvettieren entwickelt hat: „Beim Blend geht es weniger um Qualität, sondern vor allem um Komplementarität“. Die Sorten müssen sich ergänzen, der Mourvedre wirkt eher reduktiv, das gleicht der Grenache aus, vom Syrah stammt die Würze usw.. Mag wie Puzzeln klingen, aber die Perrins beherrschen dieses Spiel.
Bezugsquelle: Château Beaucastel, „Roussanne Vielles Vignes 2008“ um EUR 105, der „Châteauneuf-du-Pape 2009“ um EUR 79 bei Wein Wagner, www.wagners-weinshop.com