Der Besuch in den Bergen von Limassol fällt meist zweigeteilt aus, nach Kyperounda (siehe Teil 2 der Mini-Serie!) ist Kostas Tsiakkas dran, manchmal auch umgekehrt. Der Gründer der Tsiakkas-Winery gehört mit dem Gründungsdatum 1988 zu den Pionieren der neuen zypriotischen Wein-Szene. Mittlerweile sind zwar seine Söhne schon stark ins Geschehen involviert, aber der entspannte Blick des Seniors auf die Entwicklung der Inselweine ist immer erfrischend. Zumal dieser Blick vom Balkon der neu gestalteten Winery fällt – und die ist spektakulär. Mit dem Lift geht es nach oben, wo man dann praktisch über den Weingärten schwebt, während man mit Kostas verkostet und tratscht.
Zu erzählen gibt es genug, denn man dreht weiter an den Qualitätsschrauben. Der Xynisteri etwa wird mittlerweile in drei Varianten gefüllt, eine davon als „Orange Wine“, eine als reinsortigen Lagenwein namens „Pitsilia“. Der nahezu rauchige Ton dieses Weißweins hebt ihn von der Normalproduktion sofort olfaktorisch ab; gelbfruchtig und würzig wie Estragonsenf, bringt der Jahrgang 2020 einen Nachklang von herben Grapefruits mit. Der perfekte Fisch-Wein, könnte man auch sagen. Doch brechen wir die Schwärmerei hier ab, denn leider ist dieser Wein im deutsch-sprachigen Ausland kaum erhältlich.
Dafür gibt es den Spourtiko des Jahrgangs 2021, der mit seinen leichten 9,5% Alkohol ein Tipp für den Sommer ist. Zumal sein anfangs an Lindenblätter und etwas Frischkäse erinnernder Duft noch nicht das letzte Wort bei diesem autochthonen Gewächs darstellt. Mit einem Geschmack nach frischem Grünen Apfel, etwas Kiwi und Kaktusfeige ist dieser Zypern-Wein lebendig wie nur. Die herb-säuerliche Art macht Appetit, ein wenig wie Kapern, die man zum Aperitivo knabbert. Der Spourtiko überlebt meist auch neue eine Saison, macht da aber richtig Laune.
Und wer das Glück haben sollte, als Tourist auf Zypern zu weilen, bringt in der Regel auch gerne den legendären Wein der Insel mit, der Jahrtausende an Tradition aufweisen kann – Commandaria. „Das ist ähnlich wie beim Champagner, er kann 100% Mavro enthalten oder 100% Xynisteri und alles dazwischen“, zieht Kostas Tsiakkas (kl. Bild) einen Vergleich. In seinem Fall spielt die rote Sorte Mavro nur die 5%-Rolle eines Junior-Partners. Dafür kommt der Rest aus einer Xynisteri-Einzellage und wird nicht mit Branntwein „fortifiziert“. Immer mehr Qualitätswinzer lassen diesen Schritt aus, es soll der Geschmack der Traube stärker durchkommen. „Nicht nur Süße“, grummelt Tsiakkas auf 1200 Metern sein Ideal des Dessertweins heraus – und der Duft seines 2017ers oszilliert zwischen Pfirsich-Marmelade und Walnuss. Auch am Gaumen ist er glockenhell, eher die Ausnahme beim Commandaria und vor allem beim Mavro-dominierten Stil selten. Den über 200 Gramm Restzucker steht dank der Säure des Xynisteri aber auch ein Gegenpol zur Verfügung. Getrocknete Feigen legen sich über den Gaumen, werden im Finish aber von Butterscotch und Toffee abgelöst, ganz hinten dann sogar mit salziger Grundierung. Das ideale Souvenir, wenn es Commandaria sein soll! Und den Zauber des Weinguts hält man am besten auf Kamera fest.
Bezugsquelle:
Tsiakkay Winery, Spourtiko 2021 kostet EUR 9,95 (0,7 Liter-Flasche) und der Commandaria 2017 ist um EUR 34 (0,5 Liter) erhältlich, alle bei „Wein aus Zypern“, www.weinauszypern.de