Da wird der Stammtisch wieder toben! Ein „Flaschl Bier“ um fast 13 Euro – wer braucht denn das? Nun, meine Herren vom Märzen-Geschwader, der Bierliebhaber kann sich damit schon anfreunden. Denn was die Zwettler Brauerei mit der kleinen schwarzen Flasche vorliegt, erfüllt alle Voraussetzungen für ein Preis-Premium. Das „AbraKaDabra“ ist rar (870 Flaschen gab es, unsere ist leer, fällt also schon wieder eine weg), hochwertig und teurer in der Herstellung. Denn gereift wird in eigens angeschafften Fässer. Die stammen von der Bourbon-Destille Jack Daniel’s und Waldviertler Single Malt – das Bier bringt also die Rivalen der Whisk(e)y-Welt zusammen. Mehrere Monate reife Braumeister Heinz Wasner das dunkle Bier, ehe er zu Cuvée schritt, als wäre der Zwettler Keller der eines Bordeaux-Schlosses.
Dazu kommt bei der im Fass gelagerten Variante des „Momentum“, Zwettlers bekanntem Doppel-Bock, auch das Alterungspotential. In jeder Hinsicht ist dies der Antipode zu den „Zisch-und-weg“-Bieren. „Zur Überlagerung geeignet“ steht daher sogar deutlich am Etikett und Brauerei-Chef Karl Schwarz meint gleich dazu, „Bierliebhaber sollten an einen eigenen Lagerkeller denken“. Denn Biere wie diese sind für das Sofort-Trinken fast zu schade. Und so „stört“, wenn man es genau betrachtet, nur die momentan noch jugendliche Note den Genuss des neuen Zwettlers.
Denn das „AbraKaDabra“ hat eine deutliche Kohlensäure, die aktuell fast noch verhindert, dass man alle Nuancen wahrnimmt. Dieses Bier sollte viskos über den Gaumen rollen (und wird es später einmal auch). Nota bene: Hier wird auf hohem Niveau gejammert, denn gerade die Schwere wird den Starkbieren – und um so eines handelt es sich bei immerhin 11% kräftigem Alkohol – gerne angekreidet. Dieser dunkle Doppelbock hingegen verfügt über gute Drinkability, aber ein weniger Reife bringt sicher noch weitere Nuancen zum Vorschein. Von denen gibt es nämlich schon im Antrunk genug.
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Aber halten wir einmal die Dufteindrücke fest: Honig, dazu Schokolade-getunkter Lebkuchen, etwas Powidl und mit etwas mehr Luft auch noch Himbeere. Der Antrunk bringt eine Mischung aus cremig-süßen Kakao-Noten und dem Druck der Kohlensäure. Die Holznoten und der Gerbstoff lassen sich hingegen Zeit, erst im Finish sind sie auf einmal da. Dann dreht das fassgereifte Bier in Richtung Weinbrand-Praline – die Bourbon-Noten sind da, vor allem aber ein trockenes Finish, das man im süßen Beginn so nicht erwartet hätte.
Der zarte Rauchton, den wir am Anfang mit dem Hinweis „Speckpflaume“ niederschrieben, kommt auch im Abgang nochmals. Wie gesagt, die Komplexität wird sich in den nächsten Jahren noch zeigen. Wer aber nicht so lange warten kann, hat diesen Winter mit dem „AbraKaDabra“ die Alternative zur „Heißen Schokolade“ für den Bierfreund gefunden.
Bezugsquelle:
Zwettler Bier, „AbraKaDabra“ ist um EUR 12,90 (0,33 Liter-Flasche) bei Getränke Ammersin erhältlich, www.ammersin.at