Das Etikett kenn ich doch….?! Allerdings waren es bisher immer Magnums, auf der das verspielte, auch als Mosaik am Weingut zu findende, rot-goldene Motiv zu sehen war. Der rote Hauswein, den Ivan im Da Nando unweit von Udine trotz Pauschalpreis gerne großzügigst nachschenkt, stammt von Paolo Rodaro. Und eben diese vertraute Flasche hatte er auch mit, als er dieser Tage in Wien weilte. In sechster Generation produziert die Familie in Cividale Wein, mit einer neuen Etiketten-Systematik hat Rodaro die leichteren Weißweine von den Roten, die traditionell eher ein Hobby auf dem 50 Hektar großen Gut darstellen, getrennt.
Das Hobby hat es technisch aber in sich, denn für die „Romain“-Linie läßt Rodaro die Trauben rund ein Monat nachtrocknen. Die weicheren Tannine sind das Ziel des Winzers, der spontan entscheidet, wann das erste Mal gepresst wird. Beim Cabernet Sauvignon 2009 bewies er sein Gespür, bereits im Duft wird die Vollreife der gerne an grüne Paprika gemahnenden deutlich. Statt der grünen Töne kommen hier Beeren zum Vorschein, rund heißt dabei aber nicht gefällig, denn die 15,5 Volumsprozente schieben gehörig an – bereits im Duft!
Am Gaumen empfiehlt sich der aus dem amphitheater-ähnlichen Lagen von Rocca Bernarda stammende Cabernet als Begleiter zum Rinderfilet, besser noch zum Reh in der Pfefferkruste. Da im Da Nando meist 5 Jahre alter „Romain“ serviert wird, hat der nach drei Jahren Reife aktuell gehandelte Jahrgang 2009 noch eine schöne Zeit vor sich. Hoffen wir, dass Ivan 2017 noch eine Magnum davon hat.
Wirklich überrascht hat aber das neue Projekt des kahlköpfigen Paolo mit dem „anderen“ Sauvignon. Über drei Jahre blieb der 2010er L’Evoluto auf der Feinhefe liegen, gefüllt wurde der Sauvignon Blanc überhaupt erst im Jänner 2014. Was den Vorteil hat, dass er aktuell schmeckt wie ein drei Jahre im Keller gereifter Lagen-Sauvignon vom steirischen Muschelkalk. Die salzige Nase (wie bei den heimischen Top-Vertretern der Sorte erinnert sie an Soletti, da auch ein leicht röstiger, fast brandiger Geruch dazukommt) macht neugierig, was der „Extremist“ aus Cividale kann.
Saftig und kräftig breitet sich der Wein im Mund aus und läßt seine Muskeln spielen: Da ein bisschen Karamell, dort wieder vollreifer Apfel, dazwischen immer wieder die leichte Röstbrot-Note und im Finish wieder das Salz, das ihn vor dem eintönigen Prädikat „Wuchtbrumme“ bewahrt. Wenn die Prognose aufgeht, dass auf Dauer das filigrane Element den momentan noch „groben Lackl“ zähmt (um einen ehelichen Vergleich zu bemühen), dann haben wir mit dem Ankauf der auf 2.632 Flaschen limiterten Edition richtig gehandelt.
Bezugsquelle:
Rodaro, Cabernet Sauvignon „Romain“ 2009, EUR 12 ab Hof, der ungewöhnliche Sauvignon Blanc „L’Evoluto“ ist um EUR 15 erhältlich, beide ab Hof, www.rodaropaolo.it (einen österr. Importeur sucht man derzeit noch).