Abbrand statt Abfahrt. Und kein Österreicher dabei, der bei diesem Kitzbühler Bewerb eine Rolle spielte: Denn die Startnummern-Vergabe beim Pairing von Daniel Marshalls Zigarren und den Whiskies aus dem schottischen Dufftown folgt einem französischen Grundsatz. Foin, divin et purin, vom „Heu“ über das „Göttliche“ zur „Jauche“, so lautet die deftige Beschreibung der drei Phasen bzw. Drittel des Zigarrenrauchens. Das soll weniger den Geschmack beschreiben, als die Veränderlichkeit des Rauchgenusses skizzieren. Eben als frisch angerauchter Longfiller, perfekt im Zug und „warm“ geraucht bzw. dann mit der Bitterkeit des Endstücks.
Kaliforniens Humidor-Guru und Zigarren-Produzent Marshall hatte die „Red Label“, ein nicaraguanisches Format, mitgebracht, die dazu gereichten Whiskies kommentierte beim Stanglwirt Kirsten Grant, die aus der Eigentümerfamilie von „William Grant&Sons“ stammt. Es waren drei Abfüllungen von The Balvenie, die in ihrer Unterschiedlichkeit beeindruckten. Der süße Beginn – Miss Grant „bekehrte“ in der Zwischenzeit sechs bisher Whisky-ferne Gäste in Going zu einem Glas – erfolgte mit dem „Double Wood“. Er stand am Beginn, als David Stewart vor mehr als 20 Jahren diese Art des „Finish“ in einem zweiten Holz (neben der Weißeiche der US-Bourbonfässer) vorstellte. Gegen die noch unsortierten Aromen zu Beginn hielt die Sherry-Süße fein dagegen.
Mit dem zweiten Drittel, eben dem „göttlichen“ Anteil, wurde es Zeit für den 21 Jahre gelagerten „Portwood Finish“, der seine fruchtige Art eben den Fässern verdankt, in denen vorher der süße Portugiese reifen durfte. Während man die Fruchtigkeit vieler dieser gefinishten Varianten nicht immer nachvollziehen kann, hat man beim Erfinder dieser doppelten Reifung einen veritablen Obstsalat angerichtet: Wenn die ersten kräftigen Noten, uns erinnerten sie an Räucherlachs und Pekan Pie, sich verziehen, dann sin frische rote Früchte ebenso zu erschnuppern wie Orangen. Einen Klecks Erdnussbutter darf man sich auch noch dazu vorstellen. Wenig überraschend beginnt es auch am Gaumen mit süßer Fruchtigkeit. Orangenzesten und Himbeer-Creme, aber auch Nougatschokolade, ergeben einen cremigen Fruchtschmelz, der die Red Label im Mittelstück fein begleitet.
Bitterer Zigarren-Schluss, fruchtiger Whisky-Konter
Der kräftigste Begleiter kam mit seinen 47,8% Alkohol dann zum Einsatz, wenn die Aromen der heißgerauchten Zigarre am intensivsten sind. Zugleich folgte dem 21 years ein deutlich jüngerer und entsprechend günstiger Whisky – es ging schließlich um die perfekte Begleitung und nicht ums Heran-Trinken an reifer Drams. Kurz: Nummer drei, der die röstige Phase der „Red Label“ Daniel Marshalls begleiten sollte, war der „Single Barrel“ von Balvenie, der mit jeweils 300 Flaschen/Fass immer etwas anders ausfällt. Auch er ist ein 12 Jahre gereifter Single Malt, zeigt aber eine fast blasse Farbe gegenüber der im Sherry-Fass abgerundeten Variante „Double Wood“. Aromatisch trennen den Schmeichler, der laut Kirsten Grant besonders gut bei Einsteigern ankommt, ohnehin Welten vom zupackenden Single Barrel, der den Zusatz „First Fill“ trägt.
Die für Österreicher vermutlich auf ewig untrennbar mit Manner-Schnitten verbundene röstige Haselnuss setzt die erste Duftspur, die hauseigenen Zitrusnoten folgen aber unmittelbar. Zwischen Pink Grapefruit und Blutorange wechselt hier der Geruch, weißer Pfeffer unterstützt die Würze, ein Hauch von Gurke die Frische. Dieses schon recht breite Spektrum von leichter Schärfe, frischen und von Gin-Trinkern wohl als „crisp“ beschriebenen Noten (ungewöhnlich genug bei Whisky) bekommt am Gaumen noch Zuwachs. Hier sind es die sanften Nuss-Anklänge und ein bißchen Honig, die eine Grundierung liefern, auf der dann klar erkennbare, aber nie zu vordergründige Geschmackseindrücke glänzen können.
Die pfeffrige Art ist da, die Agrumen auch, diesmal aber mit der grünen Süße-Säure-Lieferantin Yuzu. Aus der gerösteten roten Paprika erwächst dann im Verein mit der Brenn-Stärke und den Pfeffernoten ein an Chili erinnerndes Finale. Dieses bleibt beachtlich lange am Gaumen – ganz so nachklingend wie die letzten Züge der Zigarre.
Bezugsquelle:
The Balvenie, der 12-jährige Single Barrel „First Fill“ kostet EUR 59,89, der „21 years Port Wood“ ist um EUR 189,90 zu haben, beide bei Killis Getränke, www.killis.at